Erweiterungsplanung Bundeskanzleramt
Auf einer Pressekonferenz im Bundeskanzleamt stellten Charlotte Frank und Axel Schultes sowie Vertreter der Bundesbauverwaltung die Erweiterungspläne für das Bundeskanzleramt vor 16.01.2019Der Pressesaal im Bundeskanzleramt hat in seiner Geschichte schon so manche Präsentation erlebt, die am 15. Januar 2019 gehört sicher zu den eindrucksvolleren. Mit dem Kanzleramtsminister Helge Braun und Petra Wesseler, Präsidentin des Bundesamts für Bauwesen und Raumordnung und stellvertretende Bauherrin, präsentierten die Architekten Charlotte Frank und Axel Schultes ihren Entwurf für eine räumliche Erweiterung des Bundeskanzleramtes, in dem seit nunmehr gut 13 Jahren eine Kanzlerin die Geschicke der Republik lenkt. Der Entwurf überraschte dabei wohl nur diejenigen, die sich - wie auch das BBR und andere - im Vorfeld Gedanken darüber gemacht haben mochten, wo genau denn die Erweiterung unterzubringen sei.
Überraschung also, dass der Entwurf in seiner Großform ziemlich genau das nachmalt, was Schultes und Frank Architekten in ihrem städtebaulichen Entwurf von 1993/94 schon gezeigt hatten (die Architekten gewannen den Wettbewerb damals mit Krüger Schuberth Vandreike, ebenfalls Berlin). Der damalige Kanzler und Übervater der Republik, Helmut Kohl, entschied - nach welchen Kriterien auch immer - in jedem Fall nach eigenem Ermessen für das Band des Bundes von Schultes und Frank.
Dann wurde das Kanzleramt gebaut, 2001 wurde es bezogen; von Angestellten und Beamten und Kohls Nachfolger, Gerhard Schröder. Der musste es 2005 räumen und überließ die Räume der heute noch immer seienden Kanzlerin Angela Merkel. Zu groß, zu volkesfern, zu teuer, das waren die grundsätzlichen Reaktionen auf den Bau der neuen Kanzleradresse. Damals allerdings war der Hauptstadtbahnhof noch nicht, die aktuell auf dessen Vorfeld errichteten Hotels noch nicht, die Bundesbauten auf der West-Ost-Achse ebenfalls noch nicht. Jetzt sind die 36 m Höhe des Leitungsbaus, der zwischen den Bürokämmen liegt, auch nötig, um gegenüber der Masse des damals noch nicht bestehenden Hauptbahnhofs bestehen zu können: gegenüber den Neubauten der letzten Jahre auf dem südlichen Bahnhofsvorfeld, gegenüber den neuen Bundesbauten auf der West-Ost-Achse nördlichen des Band des Bundes.
Und nun soll dieses Band - und mit ihm, als integraler Bestandteil, das Kanzleramt - erweitert werden. Wohin erweitert, auf welchem Grund und Boden, das wurde in Machbarkeitsstudien rund um den Bestand untersucht. Wenig überraschend landete man am Ende dort, wo Schultes Frank diese Erweiterung schon vor gut 25 Jahren geplant hatten, im Kanzlergarten. In dem Freiflächenluxus, der ohnehin kaum genutzt wurde. Es sei denn für Hubschrauberlandungen. Die werden in Zukunft wieder dort stattfinden, dann aber in luftiger Höhe auf einer wie schwebenden Landeplattform; das sei immerhin ein "Aha", wie Axel Schultes mit Blick auf die Ähnlichkeiten des Neubaus mit dem Volumen im ersten städtebaulichen Entwurf aus den 1990er Jahren kommentierte.
Bieten wird der Neubau, der über eine zusätzliche Fußgängerbrücke angeschlossen wird, Flächen für 400 Büros. Und einige Wintergärten, die das Volumen auflockern und Tageslicht in den Bau holen. Das ist für die Erdgeschossflächen zumindest wichtig, liegen diese doch aus Sicherheitsgründen hinter der fensterlosen Sichtbetonfassade. Das halbrunde Volumen sitzt exakt auf der Grundstücksgrenze ist somit durch Gräben oder Zäune oder andere Barrieren nicht zu sichern. Im Innern der Runde liegt immer noch ein Park, der allerdings neu angelegt werden wird auf dem Dach eines zweigeschossigen Volumens, das die Kantine (auch für den Bestand), weitere zentrale Serviceeinrichtungen und die Kita aufnimmt. Und Autoabstellplätze.
Geplant ist, mit der Planung noch in diesem Jahr zu beginnen. Vier Jahre später, nach Ausschreibung und Vergabe, soll mit dem Bau begonnen werden, die Eröffnung ist für 2027 geplant. Ob Axel Schultes hier noch persönlich anwesend sein kann, davon ist auszugehen. Ob der heute 75-Jährige aber dann auch noch in die Planung und Realisierung seines Herzensprojekts, des Bürgerforums zwischen Kanzleramt und Abgeordnetenhäuser eingebunden ist, daran wollte er selbst zweifeln. Charlotte Frank? Ja, die sicher, Charlotte sei, so Axel Schultes, auch 15 Jahre jünger als er selbst. 16, korrigierte ihn seine Partnerin lachend und damit ist es wohl gewiss. Be. K.