NEW FRONTIERS Zeichnen
Eine Ausstellung im Architekturzentrum Wien bis zum 21. Oktober 2013 22.01.2018Die aktuell praktizierende Generation jüngerer ArchitektInnen ist gemäß der Einschätzung von Wikipedia schon nicht mehr den „Digital Immigrants“, sondern bereits den „Digital Natives“ zuzurechnen; zumal der Einzug digitaler Planungs- und Fertigungswerkzeuge das Denken und Machen von Architektur wohl ein für allemal verändert hat. Nach Jahren verständlicher, wenn auch meist unreflektierter Begeisterung für alles Virtuelle, sehen wir wieder eine Vielzahl an Handzeichnungen, Skizzen, Diagrammen und herzhaft schlampigen Studienmodellen und das damit verbundene Bedürfnis, sich selbst und das eigene Tun verständlich und gleichsam unverwechselbar zu machen.
Es wäre allerdings naiv, an dieser Stelle eine anti-digitale Lanze für die architektonische Romantik zu brechen, denn aus dem progressiven Versprechen einer virtuellen Realität ist ja bereits eine faktische entstanden, die ohne Zweifel bis vor Kurzem Undenkbares nicht nur denk- sondern in vielen Fällen auch baubar hat werden lassen. Einiges aber kam fast naturgemäß abhanden: das Denken, Zeichnen und Modellbauen – oder anders: eine ganz bestimmte unverwechselbare, originäre Intensität, die sich keinesfalls in einen „Short-Cut“ programmieren lässt.
Seit einigen Jahren aber sind, vor allem in Europa, pendelhafte Vorboten einer post-digitalen Bewegung spürbar. Freilich wirkt vieles tollpatschig, aber gleichsam anrührend in seinem Ernst, als Resultate und neue Gesten des Machens. Und war es nicht der geschätzte Nick Cave, der dieses Bedürfnis als Grundlage sah, als er sagte, „dass gerade junge Leute eine Sehnsucht nach mehr Substanz verspüren. Es ist wohlgemerkt nicht die Sehnsucht nach irgendeiner besseren Vergangenheit, sondern schlicht nach Inhalt!“
Herausragende, vorerst nur österreichische Beispiele für diese „Backslash-Tendenz“ konnten 2012 über einen Wettbewerb bestimmt werden und wurden erstmals im Berliner Architekturforum AEDES gezeigt (weitere Stationen: Forum Frohner, Krems und Galerie d'Architecture, Paris). Hierbei zeigte die Ausstellung „NEW FRONTIERS Zeichnen“ stille, feine Dialoge zwischen räumlichen Katalysatoren, nüchternen Konstruktionen und waghalsigen, rückwärts- wie vorwärtsgewandten Utopien, zwischen architektonischer Rezeption und der Vielfalt ihrer Sprachlichkeit. Denn „ ... je weiter das Leben hineingleitet ins Reich des Digitalen, je weiter sich die Pods und Pads verbreiten und alles betatscht und nur noch wenig begriffen wird, desto mehr wächst bei vielen Menschen das Bedürfnis nach dem Hier und Jetzt“, schrieb damals die ZEIT (No.22/2012).
Unser Hier und Jetzt betont Synchronizität und zeigt gerade in der Wiederentdeckung der Zeichnung eine Gegenbewegung hin zum Verständlichmachen und Begreifen dessen, was es eigentlich ist, das wir hier tun.
AusstellungsteilnehmerInnen: Dietmar Franz, Lukas Göbl, Sebastian Heinemeyer, Lucas Horvath, Timo Huber, Marianne Lang, Claudia Larcher, Markus Leixner, Constantin Luser, Christoph Monschein, Patrick Pregesbauer, Walter Prenner, Franz Riedl, Josef Saller, Florian Unterberger und Nicole Wogg Organisatoren: NEW FRONTIERS – Verein zur Förderung experimenteller Architektur (www.new-frontiers.cc)
Kuratoren: Dieter Ronte und Florian Medicus
Jury des Wettbewerbs (Mai 2012): Lilli Hollein, Dieter Ronte, Günter Zamp Kelp und Florian Medicus Ausstellungsgestaltung: Lukas Göbl, Oliver Ulrich – Office for Explicit Architecture
Eröffnung: 02.10.2013, 19 Uhr, Laufzeit: 03.10. – 21.10.2013, Architekturzentrum Wien - Halle F3
Sprecher zur Eröffnung:
Dietmar Steiner, Direktor Az W
Dieter Ronte, Direktor Forum Frohner / Kurator, Krems / Bonn
Florian Medicus, Architekt / Kurator, Salzburg / Wien
Kurzlesung „Manifestatements“: Barbara Göbl-Kramer
Im Anschluss an die Eröffnung: Fest mit Jason Neustart, Mother's Cake, SitoSun und anderen.
Zur Ausstellung im Berliner Architekturforum AEDES erschien im Oktober 2012 ein Katalog, der während der Laufzeit der Ausstellung im Architekturzentrum Wien erworben werden kann.