Neue Universitätsbibliothek Osnabrück
Im Oktober 2015 wird mit der offiziellen Eröffnung der Bibliothek der Campus am Westerberg ziemlich abgeschlossen sein 22.01.2018Sind es bei Shoppingmals die Fußballfelder, die die Verkaufsflächengrößen anschaulicher machen sollen, sind bei Bibliotheken die Regalkilometer die Kenngröße, die für deren Dimensionierung gerne herangezogen wird. Die demnächst offiziell eröffnete aber bereits seit ca. Mitte 2015 arbeitenden Uni-Bibliothek auf dem Campusgelände an der Barbarastraße in Osnabrück arbeitet schlicht mit Medienzahlen: 450.000 Bücher und 150.000 Zeitschriftenbände können hier entliehen oder vor Ort angeschaut werden; maximal, es geht auch weniger. Und wer dennoch rechnen möchte, erhält mit ca. 2,4 den Faktor, der Aufschluss gibt über die Zahl der Fußballfelder, die die Bruttogeschossfläche des Neubaus umfasst (15.300 m²).
2010 aus einem beschränkten Realisierungswettbewerb mit vorgeschaltetem Bewerbungsverfahren hervorgegangen, ist der in diesem Wettbewerb mit dem 1. Preis ausgezeichnete Entwurf der Berliner ReimarHerbst.Architekten einer von mehreren Bausteinen, die bereits fertiggestellt oder demnächst realisiert die neue Campuslandschaft auf dem Westerberg bilden werden. Hier, auf einem ehemaligen Kasernengelände, werden nun mit dem Bibliotheksneubau zwei ehemals eigenständige Bibliotheken der Fachhochschule und der Universität in einem Gebäude untergebracht.
Der Neubau soll die Funktion des nördlichen Entrées zum Hochschul-Campus übernehmen. Die Architekten haben den langgestreckten, viergeschossigen Riegelbau als eine Art Schale interpretiert, die zwei Gartenhöfe umschließt. Die erlauben Tageslicht in die Tiefe und Blickbezüge in alle Richtungen. Wobei Letzteres nicht unbedingt der mancherorts so notwendigen Orientierung im Gebäude geschuldet ist, denn diese ist hier so einfach wie die innere Gliederung des Baukörpers selbst. Neben den Vertikalen der großzügig ausformulierten Treppenhäuser gibt es lediglich die vier Geschossflächen, die über ihre gesamt Länge annähernd durchsichtig sind. Arbeitsplätze zu den Binnenhöfen und Einzelarbeitsplätze (mietbare, verschließbare Carrels) an den Außenfassaden nehmen gleichsam die Buchregale zwischen sich, die quer zur Hauptachse aufgestellt sind. Insgesamt bietet der Neubau 750 Einzel- und Gruppenarbeitsplätze.
Besonders überraschend in dem ansich unprätentiösen Riegel sind die beiden Leseterrassen an seinen jeweiligen Enden. Jeweils im 1. OG platziert reichen sie bis zum Dach hoch, das über große Klappen nach außen geöffnet ist. Mit einer in den Luftraum eingezogenen Galerie wurde hier ein Raum geplant, in dem man sowohl drinnen aber auch draußen arbeitet, das Klima und die sehr dezente Übertragung einer Geräuschkulisse von draußen vermitteln Letzteres sehr deutlich.
Insgesamt ist der rund 30 Mio. € teuere Bibliotheksbau eine schlichte wie sehr zweckmäßige Architektur am Campus. Ihre Backsteinverkleidung korrespondiert mit dem Bestand der Kasernenbauten und gibt dem zentral gesetzten Hörsaalgebäude vis-à-vis eine solide und zugleich sehr eigenständige Fassung. Be. K.