Einfach und simpel: Pritzker Prize 2011
Der portugiesische Architekt Eduardo Souto de Moura (*1952) erhält den Pritzker Architecture Prize 2011 22.01.2018Als der am 25. Juli 1952 in Oporto geborene Eduardo Souto de Moura die Nachricht überbracht bekam, freute er sich am Meisten darüber, dass er der zweite Portugiese ist, der diese hochrangige Auszeichnung bekommt. Im Architekturbüro seines Landmanns Alvaro Siza, Pritzkerpreisträger des Jahres 1992, hatte Souto de Moura fünf Jahre gearbeitet, ehe er 1980 sein eigenes Büro in der zweiten Hauptstadt Portugals, Porto, gründete. Die beiden Architekten gelten als bekannteste Schüler der von Fernando Távora (1923-2005) gegründeten "Schule von Porto". Bescheiden, wie man den Architekten und Vater von drei Töchtern kennt, merkte er beinahe lapidar an, er "habe den Preis wohl nur wegen der Krise in Portugal bekommen, weil meine Arbeit simpel ist und ich mit wenig Geld auskomme." In Portugal, so der heute 58-jährige, hätten die jüngeren Architekten kaum noch Arbeit, "alles wandert aus", vor allem in die Schweiz und nach Brasilien, klagte er. Auch er habe zuletzt fast nur im Ausland Aufträge erhalten. Er hoffe, dass der Preis dazu beiträgt, "Portugal wieder nach oben zu bringen".
Bis heute hat Souto de Moura mehr als sechzig Projekte realisiert. Die meisten befinden sich in Portugal, einzelne in Spanien, Italien, Deutschland (Co-Architekt mit Alvaro Siza für den Expo-Pavillon Portugal in Hannover 2000), Großbritannien und der Schweiz; es handelt sich um Einfamilienhäuser, ein Kino, Einkaufsszentren, Hotels, Wohnhäuser, Büros, Kunstgalerien und Museen, Schulen, Sportanlagen und U-Bahnen.
In Souto de Moura´s Heimatstadt Porto steht der 2007 fertiggestellte Torre Burgo, ein siebzehnstöckiges Bürohochhaus, und das Kulturzentrum von 1991. In den Bergen bei Amares (Portugal) baute er ein Kloster zu einem Hotel um (1997), sein Stadion für die Fußball-Europameisterschaft 2004 in Braga wird auf einer Seite von einem Felsmassiv abgeschlossen und verbindet Naturformation mit Konstruktion.
Die Jury begründete die Verleihung des mit 100.000 US-Dollar dotierten Pritzker Architecture Prize wie folgt: “In ihrer anscheinenden formalen Einfachheit verweben Souto de Moura´s Bauten komplexe Hinweise auf Eigenheiten der Region, der Landschaft, des Baugrundes und Architekturgeschichte. Einfache Geometrien werden oft durch das Wechselspiel zwischen Massivität und Leerraum oder Licht und Schatten betont. … Souto de Moura hat Räume erschaffen, die im Einklang mit ihrer Geschichte stehen und in ihrer Idee modern sind. Die Wirksamkeit seiner Arbeiten stammt in der Regel von der Juxtaposition von Elementen und Konzepten. Seine einzigartige Fähigkeit, Gegebenheiten gerecht zu werden, obwohl er von ihnen abstrahiert, bringt eine Architektursprache hervor, die Naturhaftes in Metaphysik überführt.”
Die feierliche Preisverleihung wird am 2. Juni 2011 im alterwürdigen Andrew W. Mellon Auditorium in Washington D.C. vorgenommen werden. Die mit dem Nobelpreis gerne verglichene Auszeichnung wurde von dem Chicagoer Unternehmer Jay A. Pritzker und dessen Ehefrau Cindy gestiftet. Die Familie besitzt unter anderem die internationale Hyatt-Hotelkette. Zu den bisherigen Preisträgern gehören aus den letzten Jahren neben Frank Gehry der Italiener Renzo Piano, der Niederländer Rem Koolhaas, die Schweizer Jacques Herzog und Pierre de Meuron, der Brasilianer Oscar Niemeyer und auch der (einzige) deutsche Architekt Gottfried Böhm. 2004 erhielt mit der aus dem Irak stammenden britischen Architektin Zaha Hadid erstmals eine Frau den renommierten Preis. 2009 ging der Preis an den schon lange wartenden (wir jedenfalls taten das) Peter Zumthor, im vergangenen Jahr wurden die Japaner und Kultarchitekten Kazuyo Sejima und Ryue Nishizawa, SANAA, ausgezeichnet.
Glückwünsche in Richtung Porto!