Richard Buckminster Fuller zweimal in Herford
Im MARTa wurden zwei Ausstellungen zu Thema und Person Bucky Fuller eröffnet 22.01.2018In Herford wurde am vergangenen Freitag eine Ausstellung eröffnet. Pressekonferenz am frühen Nachmittag mit dem neuen Museumschef (der alte, Jan Hoet, saß still in der Runde und wurde von seinem Nachfolger nicht einmal kurz in der Runde willkommen geheißen). Danach eine Stadtführung zu markanten, künstlerisch/architektonischen Projekten. Um 18.30 sollte, so das MARTa, Lord Norman Foster (ist der eigentlich noch Lord? Seinen Titel las man nirgends!) zur Konferenz und Ausstellungseröffnungszeremonie stoßen. Foster hatte die letzten Jahre im Leben desjenigen, zu dessen Ehren in Herford die Ausstellung platziert wurde, miterlebt als jemand, der in dessen Büro mitarbeiten konnte.
Die Rede ist von Richard Buckminister Fuller, dem in der Brauereistadt eine, nein eigentlich zwei Ausstellungen gewidmet werden. Die eine – „Bucky Fuller & Spaceship Earth“ – hat das Museum sicherlich ihrer Lordschaft zu verdanken, der Teile der Ausstellung im letzten Jahr in anderem Rahmen in Madrid gezeigt hat (zusammen mit Luis Fernández-Galiano). Jetzt also im Ostwestfälischen, und man kann sicher sein, dass wenn Norman Foster nicht selbst anwesend gewesen wäre, das Interesse an noch einer Ausstellung zu Bucky nicht das Medienecho gefunden hätte (interessanterweise gibt es zu diesem Teil der Ausstellung auch keinen Katalog).
Im Umfang und von der Ambition her wesentlich gewichtiger dann die von den Herfordern (und hier in erster Linie zu nennen der Kurator Markus Richter, Berlin) selbst auf die Beine gestellte Ausstellung „Wir sind alle Astronauten. Universum Richard Buckminster Fuller im Spiegel zeitgenössischer Kunst“. Auf drei große Säle verteilt, präsentieren die Kuratoren, aber auch einige der rund zwanzig Künstler das, was sie mit dem Fullersche Universum verbindet. Darunter sind dann durchaus schöne wie zugleich skurile Arbeiten von Michel François, der 200 Ballons mit jeweils einem tiefen Atemzug füllte und sie anschließend in mundgeblasenes, schwarzes Glas umsetzte und traubenförmig von der Decke abhängte. Gegenüber eine leichtgewichtig-bewegte Lichtinstallation von Albrecht Schäfer. Der in China verschollene Ai Weiwei hat ein „Fulleren“, einen Ikosaederstumpf, in altchinesischer Handwerkstradition aus wertvollem Huanghuali Holz realisieren lassen. Lucas Lenglets Panzersperren, präzise gefertigte Module aus schmalen Aluminium-L-Profilen sind zu einem fragilen, fünf Meter hohen Turm gestapelt, der nur auf den ersten Blick an einen Tensegrity-Mast erinnert. Und andere, interessante, für sich genommen wertvolle und spannungsvolle Arbeiten, deren Bezugsetzung zum Fullerschen Universum jedoch manchmal etwas gewollt erscheint; hier fragt man sich schnell, ob persönliche Beziehungen für die Auswahl einzelner Künstler eine größere Rolle gespielt haben mag, als die Arbeit mit ihrer Nähe zu Fuller und seiner mathematisch-visionären Welt.
Dennoch: Gäbe es nur den Raum mit der Darstellung zentraler Motive aus dem Fuller-Werk, wäre das zu wenig, den genialen Architekten, Ingenieur, Bastler, Autoren und Lehrer wieder zu entdecken für eine breitere Öffentlichkeit (ein zentrales Motiv ist beispielsweise alles das, was Fuller unter „Dymaxion“ subsummierte. In Herford wird so ein Nachbau des „Dymaxion Car #4“ gezeigt, dessen Realisierung Lord Foster vorangetrieben (und mitfinanziert?) hat. Das legendäre Fahrzeug, von welchem es einmal drei Prototypen gab, ist nur noch einmal im Original und in mäßig gutem Zustand vorhanden). Dass beide Ausstellungen deutlich von einander separiert stehen und nur unzureichend über einen größeren Artikel in den einen Katalog eingeflossen sind („Wir sind alle Astronauten. Universum Richard Buckminster Fuller im Spiegel zeitgenössischer Kunst“), deutet ein wenig das an, was man im MARTa vor Ort spüren kann: hier Architekturgeschichte, dort die Kunst dazu. Beides zusammen scheint nicht möglich gewesen zu sein. Be. K.