Serie statt Einzelstück
Rudolf Horn über Möbeldesign am 8. Februar 2011 auf MDR 22.01.2018In den 1960er Jahren schraubten die Ostdeutschen mit dem MDW 60 und den Nachfolgeserien (MDW = Montagemöbelprogramm Deutsche Werkstätten) ihre Wohnträume zusammen. Von 1966 bis 1990 wurden die Montage-Möbel in Dresden-Hellerau produziert und mehr als 500 000 Exemplare davon verkauft. Die Entwürfe von Rudolf Horn aus den sechziger Jahren werden oft mit dem verglichen, was wir heute unter Ikea verstehen: variable Möbel zum Selbstzusammenbauen.
Rudolf Horn ist der bekannteste Möbeldesigner der DDR, er kann auf ein reiches Oeuvre zurückblicken, in dem es an Experimenten und äußerst erfolgreichen Entwürfen nicht fehlt. Zwischen Mangelwirtschaft und Gestaltungsanspruch entwarf Rudolf Horn neben seinen fortlaufenden Gestaltungen für das "Möbelprogramm Deutsche Werkstätten" in Hellerau Hunderte weitere Möbelstücke – Schränke, Schreibtische, Stühle, wobei ihn immer "die Serie und nicht das Einzelstück" interessierte. Sein Büro, dessen Tür meist offen stand, hatte er in Halle, an der "Burg Giebichenstein Hochschule für Kunst und Design Halle", wo er seit 1966 als Professor lehrte.
In den 1970er Jahren startete Horn in Rostock das Wohnexperiment, das im Grunde die konsequente Fortentwicklung seines Hellerauer Möbelprogramms darstellte und das er später "die spannendste Arbeit seines Berufslebens" nannte. Beim Modellversuch „Variables Wohnen“ gab es Wohnungen mit variablen Innenwände, damit die Mieter Größe und Lage der Zimmer selbst bestimmen können. 62 Familien bezogen ein eigens dafür gebautes Wohnhaus und wurden in einer Langzeitstudie beobachtet. Das Resultat: Mit großer Kreativität schufen sich die Mieter ihre individuelle Bleibe. Doch trotz der guten Erfahrungen, hatte Horns Traum vom "variablen Wohnen" in der DDR keine Zukunft: Er überstieg bei weitem das ökonomische Potential der DDR.
Im Geschichtsmagazin „Barbarossa“ des Senders MDR erzählt der Designpapst des Ostens am 8. Februar seine Geschichte und die Geschichte seiner Designerstück.
Bibliografie:
Rudolf Horn
Gestaltung als offenes Prinzip
form+zweck Verlag
128 Seiten, mit 166 Abbildungen, 25 €
ISBN 978-3-935053-23-5