Showdown in Vals?

Peter Zumthor will Therme kaufen; andere auch

In Vals rumort es. In dem Dorf, das Auswärtige meist mit dem Namen Zumthor gleichsetzen und vor ihrem inneren Auge die genialen Fotografien der Helene Binet haben, die den massiven Thermenbau aus 60000 Platten Valser Gneis beinahe so eingefangen haben, wie er in Wirklichkeit ist, in diesem Dorf scheint es auch ums Überleben zu gehen. Nicht bloß für eine Ikone der zeitgenössischen Architektur, sondern gleich insgesamt und samt und sonders. Ihre Quellen des Valser Mineralwassers, deren Abtransport auf Lastwagen so manchen ins enge Tal hinauffahrenden Touristen erschrecken, haben die Dörfler längst verkauft; ausgerechnet an Coca Cola.

Ein solcher Fauxpas soll sich in Zukunft nicht wiederholen, doch die anstehende Sanierung des Thermenhotels, an dessen Sanierung und Renovierung Peter Zumthor ebenfalls beteiligt war, spaltet das Dorf. Das soll in knapp zwei Wochen in guter eidgenössisch basisdemokratischer Weise über die Zukunft der Thermalanlage abstimmen. Und damit ganz sicher über die eigene Zukunft, denn außer dem Thermalbad hat Vals für den breiteren Tourismus nicht mehr viel zu bieten. Und was macht der Ort, der mit Pensionen und einem großen Hotel vollgestellt ist, wenn nur noch Bergsteiger oder –wanderer kommen?

Kaufen möchten die Therme mit Hotel gleich drei Interessenten; die sich darüber einig sind, dass das Hotel saniert werden muss; klassisch, oder durch Abriss. Letzteren möchte eine Gruppe um Peter Zumthor, der dieser Tage den Valsern in der Dorfturnhalle sein Neubauprojekt näher bringen wollte. Ein anderer, der gebürtige Valser und 35-jährige Immobilienhändler Remo Stoffel bietet der Gemeinde eine Million Franken netto für den Kauf der Therme und verspricht, rund 50 Millionen Franken für einen Hotelneubau zu investieren; gerne auch in den, mit dem Zumthor aktuell auf Werbereise ist (sein Entwurf soll 45 Millionen Franken kosten). Der Dritte im Bunde der widerstreitenden Männer ist der Unternehmer Pius Truffer, der mit dem Architekten zusammen damals den Bau der Therme initierte, jedoch längst mit diesem zerstritten ist. Welche Pläne Truffer hat, mochte er noch nicht verraten, er deutet aber an, die Therme in eine Stiftung überführen zu wollen.

Am 17. Februar trifft sich die Gemeindschaft der Dörfler, um über die Thermenfrage zu entscheiden; oder den Entscheid vertagen, weil er möglicherweise die Zukunft des Dorfes hoch über dem Tal des Vorderrheins festschreiben könnte. Be. K.

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