Vals: Zumthor ist aus dem Rennen
In der Nacht vom 9. auf den 10. März stimmten die Gemeindemitglieder von Vals über die Zukunft der Therme ab; auch über die ihre?! 22.01.2018Valser Silence, Valser Classic, Valser Naturelle, Valser Silence, Valser Viva oder Valser Limelite: Den Schweizer sind diese Namen so bekannt wie uns die Namen der heimischen Wässer, die ich hier gar nicht aufzählen darf. Weniger bekannt ist den Schweizern vielleicht, dass die Valser Mineralquellen mit rund 80 Angestellten eine der größten Arbeitgeberinnen im Graubünder Dorf Vals ist und seit 2002 zu Coca-Cola gehört. Ausverkauf von Schweizer Kultur am Stimmvolk vorbei? Keineswegs, der Verkauf wurde natürlich von den Valsern Bürgern genehmigt, so wie jetzt die Entscheidung, die Zukunft von Vals nicht mehr in den Händen des Architekten Peter Zumthors zu belassen. Am Freitagabend, am 9. März, eigentlich schon in der Samstagfrühe, entschieden sich die Dörfler in der Frage, wer die Zukunft eines anderen Devisenbringers im Freizeitparadies Vals mitbestimmen darf: Der aus Vals gebürtige Churer Immobilienhändler Remo Stoffel. Mit 287 gegen 219 Stimmen entschieden die Stimmberechtigten, dass die Hotel und Thermalbad Vals AG (Hoteba) an die Stoffelpart AG verkauft werden solle und nicht, wie eigentlich erwartet, an die IG Therme Vals um den Therme-Architekten Peter Zumthor.
Der Grund für die seit Monaten schwelenden Streitereien ist simpel, die Hotelanlage der Therme ist sanierungsbedürftig und der Gemeinde fehlen die rund 40 Mio. € für anstehende Sanierungen/Neubauten. Dass der Gemeinderat, der das Konzept von Peter Zumthor empfohlen hatte, nun geschlossen zurückgetreten ist, wird die Zukunft für den vor allem Architekten bekannten Thermalbadeort nicht leichter machen, die anstehenden Gemeindewahlen Anfang Mai könnten zur Zerreißprobe werden.
Uns Valser-Thermen-Fans wurde bereits beruhigend signalisiert, dass die Felsentherme nicht verkauft sondern in eine öffentlich-rechtliche Stiftung überführt wird. Unklar ist dabei allerdings, woher die Stiftung das nötige Kapital besorgen will. Ebenso unklar ist, inwieweit der Thermen-Architekt Zumthor, dem vor der Abstimmung nach eigenen Worten in Vals „vielleicht noch ‚Schönes’ gelingen“ wollte, seinen Namen den Dörflern zur weiteren Vermarktung entzieht. Ob er das allerdings überhaupt kann wird schwierig zu entscheiden, denn dass der Star der internationalen Architekturszene den wunderbaren Tempel zeitgenössischer Entspannungskultur hier als seine Arbeit 1996 realisierte, das wird er nicht zurück nehmen können und wollen. Aber die anderen? Was nehmen die von dem Werk fort, das Peter Zumthor gerne und mit Recht als "gesamtkunstwerklich" beschreibt? Die 60.000 Steine Valser Quarzit, aus denen die Wände der Therme geschichtet wurden sicherlich nicht. Eher sicherlich die Farbkonzepte der Restaurantsäle im Hotel gegenüber, das CI der Hotelangestelltenbekleidung oder die mittlerweile in die Jahre gekommene wie dennoch immer noch gültige Sanierung des Thermenhotels.
Vielleicht bleibt dem Haldensteiner, der vielleicht wegen des Thermenbaus den Pritzkerpreis erhalten hat, wenig; uns Thermen-Fans vielleicht nur ein bitterer Beigeschmack bleibt im ansonsten immer noch die Sinne schmeichelnden, seidenweichen Thermalwasserbad. Dessen Hülle übrigens längst unter Denkmalschutz steht, denk mal einer an! Be. K.