„Der Koch“

Wilfried Koch (1929-2022)

Er hatte es nicht als despektierlich empfunden, ganz im Gegenteil freute er sich darüber, wenn man seine „Baustilkunde“ als „Der Koch“ bezeichnete: Wilfried Koch, seines Zeichens virtuoser Blockflötist, Zeichner, Maler, Schriftsteller und Bildhauer und Lehrer und Kommunikator und Netzwerker und … und eben Autor der „Baustilkunde“, ein systematisch (Typen, Regionen, Zeiten etc.) angelegtes Nachschlagewerk nicht nur für Kunsthistorischinteressierte, auch eine Standardstilkunde für Wissenschaftler und Student:innen der Kunstgeschichte und Architektur. Rund 2800 mit der Hand angefertigte Zeichnungen bietet „der Koch“, der uns nun, am 9. August, für immer verlassen hat. Dr. Wilfried Koch verstarb nach kurzer Krankheit 93-jährig in seiner Wahlheimat Varensell.

Wilfried Koch (1929-2022)
Foto: Benedikt Kraft

Wilfried Koch (1929-2022)
Foto: Benedikt Kraft

Nun könnte ich viele Anekdoten aufschreiben, ich lasse es. Ich hatte das große Vergnügen, Wilfried Koch und seine Frau Hilde in den letzten Jahren häufig getroffen zu haben; Wurstsalat gab es in dem parkähnlichen Garten mit seinen, ihm liebsten Bronzeskulpturen. Und Wein dazu und lange, sehr lange Gespräche über die Kunst und die Musik und immer über den Zweifel an allen und dem Muss, Fragen zu stellen und nichts Wesentliches unhinterfragt zu akzeptieren. Der Grund des Treffens war die Absicht des Baustilkunde-Schöpfers, diese um ein Kapitel zu erweitern: das 20. Jahrhundert fehlte ihm. Das - so war uns bewusst - vielleicht keine Baustile hervorgebracht hatte wie die Gotik oder Renaissance, aber dem strengen Stil-Verständnis des Autoren verwandt erscheinende Strömung ... ich hätte es „Bewegung" genannt.

Wilfried Koch, in seinem Park vor der vor Kurzem erst zurückgeholten Skulptur „Frieden: Der Sturz der apokalyptischen Reiter"
Foto: Benedikt Kraft

Wilfried Koch, in seinem Park vor der vor Kurzem erst zurückgeholten Skulptur „Frieden: Der Sturz der apokalyptischen Reiter"
Foto: Benedikt Kraft

Der Mann war ein hochgebildeter Zweifler und insbesondere seine Bronzeplastiken sprechen vom Ungewissen im Leben, von den Ungewissheiten und dem „einfach glauben müssen.“ Nun ist er für immer verstummt, lebt weiter in seinen Arbeiten und in „dem Koch“, den um das 20. Jahrhundert zu erweitern ich die Ehre hatte – natürlich unter strenger Aufsicht! Den Wurstsalat mit weißem Wein werde ich vielleicht nicht vermissen, aber die Gespräche an diesem besonderen Ort, das gewiss. Mögen wir Wilfried Koch in lebhafter Erinnerung behalten, über seine künstlerische Arbeit und dieses Buch, das mittlerweile in viele Sprachen der Welt übersetzt eine Millionenauflage erreicht hat. Be. K.

Mehr Informationen zu Arbeit und Werk bei der Wilfried Koch Stiftung.

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