Alsterschwimmhalle Hamburg

„Schwimmoper“ öffnet wieder

Alsterschwimmhalle Hamburg umfassend saniert und umgebaut

Nach dreijähriger Bauzeit ist es so weit: Ende November wird die Alsterschwimmhalle wiedereröffnet. Als einer der größten Schalenbauten Europas ist die Schwimmhalle ein Wahrzeichen der Hamburger Nachkriegsmoderne. Das Betonschalendach aus zwei hyperbolischen Paraboloidschalen, die von drei Stützfüßen getragen werden, erinnerte die Hamburger damals an die Oper in Sydney – und wird daher auch „Schwimmoper“ genannt. Das Schalendach, der Innenraum mit dem 50-Meter-Becken und die Fassadenkonstruktion wurden laut einer Mitteilung des Hamburger Architekturbüros gmp - Gerkan, Marg und Partner erhalten. Gleichzeitig wurden die Sporteinrichtungen neugestaltet und um zeitgemäße Angebote ergänzt.

Die sanierte Alsterschwimmhalle am Stadtpark, Blick von Südost
Foto: Benedikt Kraft/DBZ

Die sanierte Alsterschwimmhalle am Stadtpark, Blick von Südost
Foto: Benedikt Kraft/DBZ

Vor die denkmalgeschützte Halle haben die Architekten mit ein- bis zweigeschossigen Zubauten erweitert
Foto: Benedikt Kraft/DBZ

Vor die denkmalgeschützte Halle haben die Architekten mit ein- bis zweigeschossigen Zubauten erweitert
Foto: Benedikt Kraft/DBZ

Ursprünglich war die Alsterschwimmhalle nach einem Entwurf der Architekten Horst Niessen, Rolf Störmer, Walter Neuhäusser und dem Ingenieur Jörg Schlaich als Wettkampfstätte errichtet worden. Über die Jahre wurde sie jedoch zu einem Freizeit- und Familienbad. Trotz 400.000 Besucher:innen im Jahr 2014 wurden aus Kostengründen zunächst ein Abriss und die Errichtung eines modernen Neubaus diskutiert.

Gymnastikhalle über dem Lehrschwimmbecken, das ursprünglich noch diesen Raum als Luftraum hatte
Foto: Benedikt Kraft/DBZ

Gymnastikhalle über dem Lehrschwimmbecken, das ursprünglich noch diesen Raum als Luftraum hatte
Foto: Benedikt Kraft/DBZ

Lehrschwimmbecken
Foto: Benedikt Kraft/DBZ

Lehrschwimmbecken
Foto: Benedikt Kraft/DBZ

Eingang
Foto: Benedikt Kraft/DBZ

Eingang
Foto: Benedikt Kraft/DBZ

In Kooperation mit schlaich bergermann partner (sbp) erstellte gmp eine Machbarkeitsstudie, die zur Entscheidungsgrundlage für den Erhalt und die Sanierung wurde. Der Denkmalschutz des spektakulären Daches spielte dabei laut gmp eine Schlüsselrolle. Auf einer Grundfläche von 4.500 Quadratmetern schwingt es sich – nur 8 Zentimeter dünn, von drei Diagonalstützen gehalten – an den Spitzen 24 Meter weit in die Höhe. Zwei der drei Stützenfundamente sind durch ein Zugband unterhalb des Schwimmbads verbunden. Mit Spannweiten von bis zu 96 Metern zählt das Dach bis heute zu den weltweit größten seiner Art.

Die sanierte Alsterschwimmhalle am Stadtpark, Blick auf die über drei Träger gespannte, lediglich 8 cm starke Betondachplatte

Foto: Benedikt Kraft/DBZ

Die sanierte Alsterschwimmhalle am Stadtpark, Blick auf die über drei Träger gespannte, lediglich 8 cm starke Betondachplatte
Foto: Benedikt Kraft/DBZ

Spektakulär - und darum rot gestrichen: das Zugband zwischen zwei Hauptstützen. Acht Stahlbänder in Beton vergossen verhindern, dass das Dach "die Grätsche macht"
Foto: Benedikt Kraft/DBZ

Spektakulär - und darum rot gestrichen: das Zugband zwischen zwei Hauptstützen. Acht Stahlbänder in Beton vergossen verhindern, dass das Dach "die Grätsche macht"
Foto: Benedikt Kraft/DBZ

Schwimmhalle mit 50 m  Becken
Foto: Benedikt Kraft/DBZ

Schwimmhalle mit 50 m  Becken
Foto: Benedikt Kraft/DBZ

Blick in die große Schwimmhalle
Foto: Benedikt Kraft/DBZ

Blick in die große Schwimmhalle
Foto: Benedikt Kraft/DBZ

Die Herausforderung hinsichtlich der Statik bestand laut gmp darin, Teile des alten Schwimmbads abzureißen und neu zu bauen, ohne dabei das bestehende Dach zu verändern oder durch die Bauarbeiten zu sehr zu erschüttern. So durfte das Zugband zwischen den Fundamenten nicht berührt werden und sei während der Bauarbeiten ständig überwacht worden. Nach der Sanierung schützt ein neues Kathodisches-Korrosionsschutz-System (KKS) das Dach mit Schwachstrom gegen Schäden durch aufsteigendes Chlor, hohe Luftfeuchtigkeit und hohe Temperaturen.

Das feine Trägerwerk aus Aluminiumfachwerk trägt die nun neue Glasfassade. Die durfte aus Gewichtsgründen nur eine Zweischeibenverglasung mit dezentem Sonnenschutz sein
Foto: Benedikt Kraft/DBZ

Das feine Trägerwerk aus Aluminiumfachwerk trägt die nun neue Glasfassade. Die durfte aus Gewichtsgründen nur eine Zweischeibenverglasung mit dezentem Sonnenschutz sein
Foto: Benedikt Kraft/DBZ

Die Duschen am Beckenrand sind Nachbauten
Foto: Benedikt Kraft/DBZ

Die Duschen am Beckenrand sind Nachbauten
Foto: Benedikt Kraft/DBZ

Übergang Alt zu Neu, farbig markiert
Foto: Benedikt Kraft/DBZ

Übergang Alt zu Neu, farbig markiert
Foto: Benedikt Kraft/DBZ

Zugangsbereich zum Dach auf dem Gymnastikraum. Ist für die Sportler reserviert, die aus den Trainingsräumen kommen
Foto: Benedikt Kraft/DBZ

Zugangsbereich zum Dach auf dem Gymnastikraum. Ist für die Sportler reserviert, die aus den Trainingsräumen kommen
Foto: Benedikt Kraft/DBZ

Das 50-Meter-Becken, der 10-Meter-Sprungturm und der sogenannte Fitness-Kubus an der Ostseite blieben mit Ausnahme weniger Eingriffe erhalten. Die alte, kaum noch genutzte Tribüne neben dem Becken wurde hingegen abgebrochen, um Platz für ein neues, separates Sprungbecken zu schaffen, wie die Architekten von gmp berichten. Auch der Ergänzungsbau im Norden wurde abgerissen und durch einen ein- beziehungsweise zweigeschossigen Neubau ersetzt. Dort entstanden ein neues 25-Meter-Schwimmbecken und ein Kursbecken, ein barrierefreier Eingangsbereich sowie Umkleiden, Fitness- und Saunabereiche. Insgesamt wurde die bisherige Wasserfläche um rund ein Viertel vergrößert, gut die Hälfte der gesamten Innenfläche wurde neu gebaut, so gmp. Vor dem Haupteingang entstand ein neuer Vorplatz. Die Zufahrt erfolgt nun von der Sechslingspforte, sodass das östlich angrenzende Wohnquartier an der Ifflandstraße eine Verkehrsberuhigung erfahre. Die neu geschaffene fußläufige Durchwegung in Ost-West-Richtung verbinde das Wohnquartier mit der Innenstadt.

Originale Alu-Fassadenkonstruktion
Foto: Benedikt Kraft/DBZ

Originale Alu-Fassadenkonstruktion
Foto: Benedikt Kraft/DBZ

Umkleiden, rechts geht es in die Halle
Foto: Benedikt Kraft/DBZ

Umkleiden, rechts geht es in die Halle
Foto: Benedikt Kraft/DBZ

Die originalen Aluminium-Fachwerkstützen der Glasfassade wurden erhalten. Zudem entwickelten gmp, sbp und die Implenia Fassadentechnik ein neues, zulassungsfähiges Teleskop-Kolben-Auflager als beweglichen Anschlusspunkt zwischen Fassade und Dach, mit dessen Hilfe sich die Schwingungen der Dachflächen ausgleichen lassen.

Sauna, Ruheraum  mit anliegenden Außenhof
Foto: Benedikt Kraft/DBZ

Sauna, Ruheraum  mit anliegenden Außenhof
Foto: Benedikt Kraft/DBZ

Fassadenöffnung vor dem Innenhof im Saunabereich
Foto: Benedikt Kraft/DBZ

Fassadenöffnung vor dem Innenhof im Saunabereich
Foto: Benedikt Kraft/DBZ

Kurz nach dem Empfang trennen sich die Wege: Schwimmerinnen unten, Saunisten  und Trockensportler nach oben
Foto: Benedikt Kraft/DBZ

Kurz nach dem Empfang trennen sich die Wege: Schwimmerinnen unten, Saunisten  und Trockensportler nach oben
Foto: Benedikt Kraft/DBZ

Im Warmschwimmbecken mit 29 Grad C sind an den Kopfenden die Sitzschalen der abgerissenen Tribüne untergebracht
Foto: Benedikt Kraft/DBZ

Im Warmschwimmbecken mit 29 Grad C sind an den Kopfenden die Sitzschalen der abgerissenen Tribüne untergebracht
Foto: Benedikt Kraft/DBZ

Zugang zum Warmschwimmbecken
Foto: Benedikt Kraft/DBZ

Zugang zum Warmschwimmbecken
Foto: Benedikt Kraft/DBZ

Die Oberflächen der erhaltenen Bauteile wurden entweder in aufwendiger restauratorischer Feinarbeit in der ursprünglichen Betonsichtigkeit oder auf Basis des Farbkonzepts aus der Erbauungszeit wiederhergestellt. Bauelemente wie die historischen Akustikziegel wurden restauriert und wieder eingebaut. Unter Wahrung der Balance zwischen Erhalt, funktioneller Umgestaltung und Nutzungsanpassung der Schwimmhalle wurde laut gmp ihre bauliche Identität erhalten; Nutzung und Betrieb seien für die Zukunft gesichert.

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