Zukunft des Einfamilienhauses

Gehupft wie gesprungen. Das Einfamilienhaus darf bleiben

Die Prämierungen im bundesweiten Wettbewerb „Das zukunftsfähige Einfamilienhaus?“ der Wüstenrot Stiftung

Nachverdichtung, nachhaltige Baumaterialien, Einfachheit, das Nutzen grauer Energie und ein neues Verständnis im Umgang mit Ressourcen – das sind, so die Ausloberin, die Wüstenrot Stiftung, die Leitideen der Architekturbüros für das zukunftsfähige Einfamilienhaus. Der 13. Gestaltungspreis stellte sich diesem Thema. 189 Einsendungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz wurden von einer Jury begutachtet. Am Abend des 25. Januars wurden fünfzehn Projekte in einer feierlichen Veranstaltung im Hospitalhof Stuttgart prämiert. Als Preissumme standen 62000 € zur Verfügung.

„Einfamilienhäuser“, so die Stiftung, „zählen zweifellos zu den Bauaufgaben, die inzwischen ausgesprochen kontrovers diskutiert werden. Die mit ihnen verbundenen Probleme sind einschlägig bekannt und wurden durch die jüngsten Diskussionen in die breite Öffentlichkeit getragen. Allen Kritikpunkten zum Trotz sind sie beliebt und stellen für viele Menschen den Wohntraum schlechthin dar. Die Einfamilienhäuser haben zudem einen beachtlichen Anteil am Wohnungsbestand und sind fester Bestandteil unserer gebauten Umwelt und Wohnkultur. Vor diesem Hintergrund verfolgte der Gestaltungspreis der Wüstenrot Stiftung das Ziel, beispielhafte Einfamilienhäuser aufzuspüren, die eine zukunftsfähige Form repräsentieren und damit den hohen Anforderungen und Maßstäben unserer Zeit entsprechen."

Gestaltungspreisträger:in: Alle unter einem Dach, Münsing (Deutschland)
Architekturbüro: Arc Architekten Partnerschaft mbB, 84364 Hirschbach / OT Bad Birnbach
Bauherr:in: Baugemeinschaft Pallaufhof Münsing GbR
Foto: Thomas Wolf

Gestaltungspreisträger:in: Alle unter einem Dach, Münsing (Deutschland)
Architekturbüro: Arc Architekten Partnerschaft mbB, 84364 Hirschbach / OT Bad Birnbach
Bauherr:in: Baugemeinschaft Pallaufhof Münsing GbR
Foto: Thomas Wolf

Soweit, so theoretisch. Anspruchsvoll formuliert, löst der Preis dann aber doch nicht das ein, was er einzulösen verspricht, nämlich das Beispielhafte aufzuspüren. Also Typologien, Planungsansätze, Konzepte, Bauweisen und Baumaterialien, die dem EFH eine Berechtigung zuschreiben. Doch kann ein jurierter Wettbewerb solches überhaupt leisten? Kann er nicht, das Ergebnis zeigt es. Ausgezeichnet wurden Häuser, deren Typologien, Planungsansätze, Konzepte, Bauweisen und Baumaterialien längst und lange schon vorhanden sind. Und vielfach publiziert, diskutiert, verarbeitet, rezipiert von Architekt:innen, die ihr Handwerk schon länger betreiben. Warum aber werden deren besondere Haltung, die aus tradiertem Wissen resultiert, nicht in der Masse der realisierten EFH angewandt? Weil es eben in diesen schnell schnell von den Kommunen erschlossenen Neubaugebieten nicht darum geht, einem Vorbild nachzueifern und selbst zu einem solchen zu werden, sondern um mehr Menschen am Ort und damit mehr Zuwendungen von Land oder Bund. Und auch: Hier, auf diesen meist (noch) öden Neubauflächen sollen Wohnträume wahr werden; „denn Wohnen heisst für uns, jedem Einzelnen zu helfen, sich seinen Traum zu erfüllen" (Wüstenrot Bausparkasse). Den Traum vom eigenen Haus auf einem Stück Land – meist ein grüner Teppich oder, weil dieser Teppich so pflegeintensiv ist, eine mit Kies und Moosen belegte Fläche. Also ein steinerner Teppich.

Gestaltungspreisträger:in: Baulücke, Köln (Deutschland)
Architekturbüro: Wolfgang Zeh, Architekt, Köln
Bauherr:in: Eva Zeh-Kraiss und Wolfgang Zeh, Köln
Foto: Wolfgang Zeh

Gestaltungspreisträger:in: Baulücke, Köln (Deutschland)
Architekturbüro: Wolfgang Zeh, Architekt, Köln
Bauherr:in: Eva Zeh-Kraiss und Wolfgang Zeh, Köln
Foto: Wolfgang Zeh

Die ausgezeichneten drei Typen – einer davon stand kurz davor, unser Wohnheft im April zu bereichern, schied aber aus unterschiedlichen Gründen in der letzten Runde aus – sollen Übertragbares darstellen. Dorftypisch zeitgenössisches, Verdichtung wo Verdichtung kaum denkbar ist, Weiternutzung bestehender aber ursprünglich anders kodierter Räume. Niemand wird hier wiedersprechen, außer diejenigen, die sich in dem von Banken und Immobilienentwicklern für solide befundenen Wohnträumen wiederfinden ... also diesen gesichtslosen, energieeffizienten 3-ZKB-Einheiten wiederfinden. Für das, was hier ausgezeichnet wurde, braucht es die Kompetenz und die Kenntnis der Finanzierer, die aber lieber auf Schema F setzten, aus Sicherheits- und Bequemlichkeitsgründen. Und da nun die Stiftung eines dieser großen Player diesen Wettbewerb auslobte, möchte man hoffen, dass hier nun bei der Wüstenrot Bausparkasse AG mit seinen Darlehnsangeboten wie dem „Wohndarlehen Turbo" andere, das „Beispielhafte" bevorzugende Modelle angeboten werden. So könnte es vielleicht funktionieren. Ansonsten: Geschosswohnungsbau!

Gestaltungspreisträger:in: Wählvermittlungsstelle, Bad Hindelang (Deutschland)
Architekturbüro: Buero Kofink Schels, München
Bauherr:in: Familie Jüttner, Bad Hindelang
Foto: Arne Fentzloff

Gestaltungspreisträger:in: Wählvermittlungsstelle, Bad Hindelang (Deutschland)
Architekturbüro: Buero Kofink Schels, München
Bauherr:in: Familie Jüttner, Bad Hindelang
Foto: Arne Fentzloff

Und weiter in der Pressemeldung:

Der Gestaltungspreis wurde an drei gleichwertige Projekte verliehen. Mit je 12.500 € wurden prämiert:
•         Alle unter einem Dach, Münsing (Deutschland)
•         Baulücke, Köln (Deutschland)
•         Wählvermittlungsstelle, Bad Hindelang (Deutschland)
Die drei Preisträger vereinen viele zukunftsfähige Prinzipien, die beispielhaft übertragbar sind. Sie zeigen, wie in extremen Baulücken inmitten der Stadt eine eindrucksvolle Nachverdichtung gelingen kann (Baulücke Köln), wie auch in Dörfern Wohnraum für viele entstehen und der Typus des Einfamilienhauses weiterentwickelt werden kann (Alle unter einem Dach) und wie ein „Unort“, ein vermeintlich unverkäufliches Gebäude, durch einen mutigen und ideenreichen Umgang mit Bestand, Material und Fläche als zukunftsfähiges Wohnhaus gestaltet werden kann (Wählvermittlungsstelle).
 
Sieben Anerkennungen mit je 3.500 € wurden in der zweiten Preiskategorie vergeben an:
•         Haus Scholl, Selzach (Schweiz)
•         Kleines Haus, Jonschwil (Schweiz)
•         Recyclinghaus, Hannover (Deutschland)
•         Siedlungshaus, Ahrensburg (Deutschland)
•         Umbau eines Wohnhauses, Köln (Deutschland)
•         Waldhaus Tellerhäuser, Breitenbrunn-Tellerhäuser (Deutschland)
•         Zuhaus im Apfelgarten, Finning (Deutschland)

Mit der Kategorie „Engere Wahl“ und einer Urkunde wurden folgende fünf Projekte gewürdigt:
•         Haus Grau, Aachen (Deutschland)
•         Haus am Hang, Menzenschwand (Deutschland)
•         Hof Toni zu Moos, Natternbach (Österreich)
•         House With Two Columns, Polling (Deutschland)
•         Krüner 122, München (Deutschland)

Gestaltungspreis der Wüstenrot Stiftung

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