Jetzt bewerben für Designer-in-Residence- Programm 2025

70 Jahre HfG-Ulm-Gebäude von Max Bill

Das HfG-Archiv schreibt gemeinsam mit der Stiftung Hochschule für Gestaltung HfG Ulm ein Designer in Residence Programm aus. Es richtet sich ausdrücklich an den Nachwuchs aus gestalterischen Fächern. Für die Residency 2025 wendet es sich jedoch nicht nur an Absolventinnen und Absolventen aus der Gestaltungspraxis (Produktdesign, Architektur), sondern auch an Persönlichkeiten aus den Bereichen Film, Graphic Novel, Illustration, Fotografien und weiteren visuellen Medien.

Das von Max Bill entworfene Gebäude der ehemaligen Hochschule für Gestaltung Ulm
Foto: Martin Rudau/Stiftung Hochschule für Gestaltung, HfG Ulm

Das von Max Bill entworfene Gebäude der ehemaligen Hochschule für Gestaltung Ulm
Foto: Martin Rudau/Stiftung Hochschule für Gestaltung, HfG Ulm

Mit dem Beginn der Bauarbeiten 1953 für das Gebäude der Hochschule für Gestaltung beginnt in Ulm die Geschichte der westdeutschen Nachkriegsarchitektur. Circa drei Kilometer entfernt vom Ulmer Münster entsteht das von Max Bill entworfene Hochschulgebäude, das in vielerlei Hinsicht ähnlich innovativ ist wie die darin untergebrachte Hochschule. In den Anfangsjahren als ein neues Bauhaus begrüßt, sind große Hoffnungen an dieses Experiment geknüpft. Der Architekt, Max Bill, hatte circa 1,5 Jahre am Bauhaus in Dessau studiert. Der Begründer des Bauhauses, Walter Gropius, sprach zur Eröffnung am 2. Oktober 1955 vor den geladenen Gästen. Im Jahr 2025 jährt sich dieses Datum zum 70. Mal. In den Jahren bis 1968, d.h. bis zur Selbstauflösung der HfG Ulm, wird das Gebäude zum Ort, an dem ca. 650 Studierende prägende Jahre ihrer beruflichen und intellektuellen Bildung verbringen werden.

Obwohl die HfG seit 1961 über eine Abteilung Film verfügte, gibt es aus der Zeit ihres Bestehens nur wenige Filmaufnahmen der Hochschule. Das HfG-Archiv hütet tausende Fotografien von Dozenten und Studierenden, die das Gebäude und das Leben und Arbeiten an der HfG aus unterschiedlichen Blickwinkeln dokumentieren. Eine filmische Aufbereitung über das Gebäudeensemble, seine prägnante Architektur und deren unverwechselbare Atmosphäre gibt es bislang nicht.

Das HfG-Archiv / Museum Ulm schreibt für das Jahr 2025 bereits zum 4. Mal ein Stipendium im Rahmen seines Programms Designer oder Artist in Residence aus. Mit dieser Reihe verfolgt das HfG-Archiv das Ziel, die eigene Doppelfunktion als Museum und Archiv in den Räumen der einstigen Ausbildungsstätte mit zeitgenössischer Kunst- oder Designforschung und -vermittlung zu verbinden.

Das Programm wurde durch das Buch „Erinnerungsräume“ von Aleida Assmann und dem darin ausgeführten Konzept vom „Gedächtnis der Orte“ angeregt. Mit dem von Assmann zitierten Satz Ciceros: „Groß ist die Kraft der Erinnerung, die Orten innewohnt“ sei der inhaltliche Leitgedanke abgesteckt, der 2025 von einer Stipendiatin, einem Stipendiaten bearbeitet werden soll.

Zur Person Max Bill

Max Bill (1908–1994) zählt mit Inge Scholl und Otl Aicher zu den Mitbegründern der HfG Ulm. Seinem Mitwirken ist zu verdanken, dass die ursprünglich als Geschwister-Scholl-Hochschule geplante Einrichtung als Hochschule für Gestaltung realisiert wurde. Der ehemalige Student am Dessauer Bauhaus verfügte über Kontakte zu ehemaligen Bauhäuslern, darunter auch Walter Gropius. Mit ihm verhandelte er sogar über eine mögliche Namensgebung „bauhaus ulm“ für die neu gegründete Hochschule.

Zur Architektur von Max Bill

Die Gebäude der Hochschule für Gestaltung Ulm und der dazugehörige Campus gehören zu den größten architektonischen Strukturen, die Max Bill entworfen hat. Wegen der Knappheit der finanziellen Mittel konnte allerdings nicht sein Gesamtplan umgesetzt werden. Das in Sichtbeton ausgeführte Gebäude weist strukturelle Ähnlichkeiten zum Dessauer Bauhaus-Gebäude von Walter Gropius auf. Das Gebäude steht seit 1979 unter Denkmalschutz, der Campus unterliegt seit 1983 dem Ensembleschutz.

Was wird erwartet?

Das HfG-Archiv hat mit „Programm wird Bau“ 2002 eine eigene Publikation über die Architektur herausgebracht. Weitere Studien sowie eine umfangreiche Monographie zum Gebäude liegen inzwischen vor. Die Auslobenden interessieren sich für eine innovative künstlerische und facettenreiche Auseinandersetzung mit der Architektur von Max Bill. Die Auseinandersetzung bzw. das Ergebnis der Beschäftigung mit dem Gebäude kann in einer frei gewählten visuellen Ausdrucksform erfolgen.

Beispielhaft haben in den vergangenen Jahren Künstlerinnen und Künstler wie Sarah Morris oder Ulla von Brandenburg gemeinsam mit Keren Cytter zu ikonischen Gebäuden der Architekturgeschichte des 20. Jahrhunderts gearbeitet; Agustín Ferrer Casas zeichnete eine Graphic Novel über das Leben des Architekten Mies van der Rohe. Der Zeichner und Maler Yves Bélorgey fertigte großformatige Zeichnungen zum HfG-Gebäude an (Ausstellung Ulm 2012). Der Künstler Johannes Wohnseifer publizierte 2003 eine fotografisch-archivarische Dokumentation. Diese Beispiele sollen zur Orientierung dienen, sie sind nicht als Vorbild oder gar ästhetische Präferenzen zu verstehen.

Leistungen des Stipendiums

Der per Jury ausgewählten Person werden u.a. folgende Leistungen als sechsmonatiges Stipendium durch das HfG-Archiv Ulm angeboten:

  • monatliches finanzielles Stipendium i. H. v. 1.350 €
  • Budget für Arbeitsmaterialien (nach Absprache)
  • einmalige Reisekostenerstattung (An- und Abreise von / nach Ulm) entsprechend einer Bahnfahrt 2. Klasse bzw. bei einer Reisezeit von über 6 Stunden die Flugkosten in der niedrigsten Flugklasse (Economy oder vergleichbare Klasse)
  • Arbeitsraum im HfG-Archiv, Zugang zu Werkstätten, Rechercheunterstützung
  • kostenloser Wohnraum auf dem Campus unmittelbar neben der ehemaligen HfG Ulm, freundlicherweise zur Verfügung gestellt durch die Stiftung Hochschule für Gestaltung HfG Ulm
  • Unterstützung bei der Öffentlichkeitsarbeit und ggf. Kontakt mit lokalen Partnern sowie Präsentations- und Gesprächsmöglichkeiten
  • Einbindung und Präsentation der Residence-Ergebnisse im Rahmen einer Veranstaltung zu 70. Wiederkehr der Einweihung des Gebäudes am 2. und 3. Oktober 2025.

Was ist mit der Annahme des Stipendiums verbunden?

  • eigenverantwortlich: gültige bestehende Kranken- und Haftpflichtversicherung
  • ggf. selbständige Beschaffung eines Visums für den Aufenthalt in Ulm, Lebenshaltung und Verpflegung
  • sechsmonatige Anwesenheitszeit in Ulm (01.05.–31.10.2025 bzw. nach Absprache, Abschluss bis spätestens Oktober 2025)
  • Nutzung von Dokumenten, Planmaterial aus den Beständen des HfG-Archivs
  • Beschaffung von Arbeitsmaterialien (mit Unterstützung durch das HfG-Archiv)
  • Zwischenpräsentation im internen Rahmen (mit Mitgliedern der Jury) ungefähr zur Halbzeit
  • Dokumentation der eigenen Arbeitsprozesse und -ergebnisse mit dem Ziel, diese im Rahmen einer Präsentation im Oktober 2025 (Form offen) öffentlich vorzustellen
  • Als Arbeitssprachen sind Deutsch und / oder Englisch möglich. Sichere Lesekenntnisse in Deutsch sind zwingend erforderlich.

Bewerbung:

- CV und Portfolio (Auswahl bisheriger Projekte, Arbeitsproben in dokumentierter Form)
- Motivationsschreiben und Schilderung zum Arbeitsvorhaben (mit Kostenschätzung und / oder Skizzen) während der Residency mit Bezug zum Thema „Erinnerung und Architektur“ und dem HfG-Archiv, max. 3 Seiten, auf Deutsch oder Englisch
- Die Bewerberinnen/Bewerber sollten zur Beginn der Residency mindestens ein Bachelor-Examen nachweisen können.

Bewerbungsfrist: 16. Februar 2025

Bewerbungsunterlagen: als PDF (max. 15 MB) ausschließlich per E-Mail an m.maentele@ulm.de

Kontakt: HfG-Archiv / Museum Ulm, Designer in Residence, Dr. Martin Mäntele, m.maentele@ulm.de, +49 (0) 731 161 4372

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