Joachim Schürmann (1926–2022)
Der Architekt und Lehrer verstarb am 8. Dezember in Köln 96-jährig 14.12.2022„Bleiben Sie mißtrauisch gegenüber Trendsettern, die, häufiger als es gut ist, ihr Outfit austauschen. Es lohnt nicht, sich als Trendscout zu profilieren. Prüfen Sie die saloppe kaltschnäuzige Beredsamkeit. Gedanken sind schnell, Zungen noch schneller. Unsere Bauten aber stehen sehr lang!“ (Joachim Schürmann, 2008)
Der Name Schürmann ist in unglücklicher Weise mit einem Bau - dem "Schürmann-Bau" in Bonn - konnotiert, eine Architektur des letzten Jahrzehnts des vergangenen 20. Jahrhunderts, die Schlagzeilen machte wie später nur noch Großbauten in Hamburg oder Berlin. Dabei ist das Werk des Architekten, das wesentlich auch von seiner Frau, Margot Schürmann (1924-1998), mitbestimmt ist, ein vielfältiges, kaum wirklich rezipiertes. Mehr als 50 Bauten, die meisten im Großraum Köln/Bonn, warten auf ein Wiederentdecken als typisches wie zugleich sehr eigenes Kapitel deutscher Nachkriegsarchitekturgeschichte.
Am 24. September 1926 in Viersen geboren, wuchs Joachim Schürmann in Dresden und Darmstadt auf. Dort studierte er an der TU bis 1949 Architektur. Er war verheiratet mit der Architektin Margot Schürmann (1924–1998), mit der er zeitlebens zusammenarbeitete.
Deutsche Welle (s. g. "Schürmann-Bau) / UN Campus / Post Tower. Architektur: Planungsbüro Joachim Schürmann, Köln (1989–2002)
Foto: Marc John - Flickr / wikimedia.org
Sein erstes Büro als freier Architekt gründete er 1956 in Köln, sein letztes Büro in der Lintgasse diente von 2005 bis 2008 teilweise als Kölner Haus der Architektur. Ab 1966 bis 1970 war Joachim Schürmann Professor für Entwerfen an der Technischen Hochschule Darmstadt, seit 1977 Mitglied der Berliner Akademie der Künste, seit 1984 Ehrenmitglied der Heinrich-Tessenow-Gesellschaft Nordrhein-Westfalen sowie Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste in Dresden.
Rathaus Bad Honnef (1979–83)
Foto: Tohma (talk) / commons.wikimedia.org
Zu seinen bekanntesten Bauten gehören einige Wiederaufbauten kriegszerstörter Kirchen sowie zahlreiche Kirchenneubauten, so St. Pius X. in Köln-Flittard oder St. Stephan in Köln-Lindenthal. Dem Wiederaufbau von Groß St. Martin in Köln steuerte er Altar und Leuchtenrad bei. Er entwarf das Atelierhaus für Werner Sinapius in Königsdorf, das Verwaltungsgebäude des Deutschen Städtetags in Köln-Marienburg (Abbruch 2010), das Wohnquartier St. Martin in Köln, das schon genannte Büro- und Wohnhaus Schürmann in der Lintgasse 9, das Haus der Deutschen Sporthochschule Köln, das Rathaus Bad Honnef, das Bürgerhaus in Rheda-Wiedenbrück, ein paar Schulen und das Domshof-Forum in Bremen. Zu zahlreichen Stadtreparaturen - ob in Heidelberg, Köln oder in anderen deutschen Städten - kommen Vorträge, Veröffentlichungen, Wettbewerbe und Diskussionsrunden sowie alles das im öffentlichen Leben, das für Architekten seiner Generation so eminent wichtig war: Teilhabe.
Domshof-Forum, Bremen (1999)
Foto: Jürgen Howaldt / commons.wikimedia.org
Bis ins hohe Alter arbeitete Joachim Schürmann noch an Projekten in seinem Büro, zuletzt mit der Büropartnerin Valeska Zohm und einem jungen Team.