Kommunikatives Miteinander

Unilever Firmenzentrale, Hamburg

Direkt an der Elbe, an prominenter Stelle in Hamburgs HafenCity, liegt die neue Firmenzentrale von Unilever. Sie markiert das Ende des Weges aus der Innenstadt zu Hamburgs neuen Attraktionen, dem Kreuzfahrt-Terminal und der Promenade am Strandkai. Schon heute flanieren an schönenTagen Menschen entlang der Magellan- und Marco-Polo-Terrassen zum Wasser...

Zentrales Element des Entwurfs für die Firmenzentrale ist das großzügige, Tageslicht durchflutete Atrium, das den Passanten im Erdgeschoss die Möglichkeit bietet, in einem Shop mit Unilever-Produkten, einem Café und einem Spa-Bereich das Unternehmen besser kennen zu lernen. Das Atrium als zentraler Ort der Begegnung ist durch großzügige Verglasungsflächen in der Dachkonstruktion belichtet. Die Ausrichtung der Glasflächen ist hinsichtlich des Wärmeeintrags optimiert. Gleichzeitig versorgt das in Lichtsimulationen optimierte Dach die Büroflächen mit ausreichend Tageslicht. Am Atrium liegen an den zentralen Erschließungskernen offene, zum Luftraum hin orientierte Flächen, die Meeting Points. Sie dienen als Zugang zu den Bürozonen und bündeln zentrale Nutzungen wie Kopierstationen, Postfächer und Teeküchen. Die Meeting Points sind untereinander mit Brücken und Stegen verbunden. Es entstehen horizontale und vertikale Nachbarschaften. Vor allem sind diese Bereiche aber Treffpunkte. Ein lebendiges und kommunikatives Miteinander entsteht und fördert das Gefühl, zusammen zu gehören.
 
Nachhaltigkeit
Das Unileverhaus folgt den Grundsätzen einer ganzheitlichen, nachhaltigen Architektur. Nicht nur der Einsatz neuer, Ressourcen schonenderTechnik, sondern auch das grundsätzliche Vermeiden von technischen Lösungen stand im Mittelpunkt aller Überlegungen. So wurde schon im Entwurfsstadium auf eine optimaleTageslichtausbeute in allen Bereichen geachtet. Aufgrund der Lage direkt am Kreuzfahrtterminal ist das Gebäude den Emissionen der Dieselgeneratoren dort vor Anker liegender Schiffe ausgesetzt. Für die Lüftung ist daher ein Hybridsystem vorgesehen: Die Grundbelüftung erfolgt mechanisch über einen Druckluftboden, wobei die Zuluft über ein Filtersystem in die Bürobereiche und von dort in das Atrium geleitet wird. Das Atrium ist im Dach mit Wärmetauschern ausgestattet, so dass Wärme rückgewonnen werden kann. Sowohl für die Grundbeleuchtung als auch für die Beleuchtung aller Funktionsflächen kommt SMDLED-System zum Einsatz, das im Stromverbrauch bis zu 70% effektiver ist, als handelsübliche Halogen- oder Metalldampflampen. Der Primärenergieverbrauch des Gebäudes im Betrieb wird unter 100Kwh/a m² liegen.
 
LED-Beleuchtung
Die Beleuchtung der Unilever-Zentrale ist insofern besonders, als alle Funktionsbereiche ausschließlich mit LEDs beleuchtet werden, was anfänglich so nicht geplant war. 3000 Serien- und Sonderleuchten sollen im Stromverbrauch ca. 70 % sparsamer sein als Halogen- oder Metalldampflampen. Michael von Rudolff, Geschäftsführer von Unilever Deutschland ließ sich bei einem Besuch im Nimbus Mockup die Möglichkeiten der LED-Beleuchtung demonstrieren und entschied sich für diese Lösung. Innerhalb von nur neuen Monaten musste der Hersteller dann nicht nur die Beleuchtung der Arbeitsplätze realisieren, sondern das Konzept mit den Ingenieuren von HKP auf Flure, Treppenhäuser und WCs erweitern. Bereits im Atrium fallen vier große Lichtringe mit Durchmessern von 7,5 bis 9,0 m auf. Sie bestehen aus einer 80 mm hohen Tragstruktur aus Aluminium, an der umlaufend oben und unten Wabensegmente aus Kunststoff angebracht sind – oben transparent, unten matt. Zwischen den Wabenplatten sind LEDs angebracht, die horizontal nach außen strahlen; im größeren Ring sind 1680 LEDs installiert. Die Vorschaltgeräte befinden sich in der Technikzentrale. In den Büros sind insgesamt 1400 LED-Arbeitsplatzstehleuchten installiert. Die Direkt-Indirektleuchten, mit 180 LEDs bestückt, bringen die geforderten 500 lx auf den Arbeitsplatz. Im Direktlichtbetrieb benötigt die Leuchte 70 W. Eine konventionelle Büroleuchte mit Kompaktleuchtstofflampe benötigt 240 W. In den Besprechungsräumen, den Fluren sowie im Gastronomiebereich, sorgen LED-Pendelleuchten für funktionsgerechte Ausleuchtung.
 
Eingangsbereiche
Downlights und Fluter im Eingangbereich sind mit Entladungslampen ausgestattet. Während die Fluter mit 70 W Lampen über die Decke für eine diffuse Grundbeleuchtung sorgen, akzentuieren die Downlights mit 35 W die Mittelzone, indem sie dort sichtbare Lichtpunkte schaffen, die den öffentlichen Weg durch das Gebäude markieren
 
Atrium und Brücken
Die Beleuchtung des Atriums setzt sich aus drei Komponenten zusammen. Das Atriumdach als raumbildende Komponente umfasst neben den offenen auch geschlossene Deckenflächen, die in der Dunkelheit mit Strahlern flächig beleuchtet werden. Diese flächige, indirekte, warmweiße Beleuchtung betont die Raumhöhe und definiert die Raumgrenze. Es entsteht eine angenehme warme Raumatmosphäre. Die raumbeschreibenden Brücken als Bindeglieder zwischen den Ebenen werden durch eine bodennahe, im Steg integrierte lineare LED-Beleuchtung betont, die etwa 1200 lm/lfdm abgibt. Hierdurch kann eine mittlere Beleuchtungsstärke von ca. 100 lx auf dem Steg erreicht werden. Für die akzentuierende Ausleuchtung aller anderen Bereiche wer den an den Brüstungen, im Atrium und an Brücken bewegliche Strahler eingesetzt, die mit keramischen Halogenmetalldampflampen mit 35 und 70 W ausgestattet sind. Unterschiedlich breit strahlend akzentuieren sie die Bodenfläche, die Treppe und den Empfangsbereich.
 
Meeting Points

Die Beleuchtung der Meeting Points gliedert sich in vier Komponenten: Eine gleichmäßig weiche Grundbeleuchtung aus Deckenpendelleuchten mit LEDs, die dimmbar auf unterschiedliche Anforderungen reagieren können wird ergänzt durch Deckenstrahler mit Halogen-Niedervoltlampen, die die Kommunikationspunkte akzentuieren. Rückwärtige Wandflächen in den Meeting Points werden weich mit Wandflutern ausgeleuchtet und geben dem Raum Tiefe. Pendel- oder Stehleuchten schaffen intime Lichtzonen. Anerkennung fand das Konzept des Gebäudes bereits am Tag der Eröffnung, dem 17. September 2009. Da erhielt es das neu eingeführte Umweltzertifikat der HafenCity Hamburg in Gold. Außerdem wurde es mit dem BEX Award 2009 für den besonderen Beitrag zur Gebauten Umwelt Hamburgs ausgezeichnet und es gewann den ersten Preis des Barcelona Architecture Festival Award. Planer/BBe

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