Onomatopoeia – Kengo Kuma
Eine großartige Ausstellung in der Bundeskunsthalle zeigt Arbeiten des Japaners Kengo Kuma. Wir waren vor Ort 11.03.2024 |Die Ausstellung Kengo Kuma. Onomatopoeia Architecture präsentiert rund zwei Dutzend Modelle einiger der bedeutendsten Gebäude des japanischen Architekten. Im Mittelpunkt steht dabei der Dialog zwischen Mensch und Material und dem damit verbundenen Rückgriff des Architekten auf die Onomatopoesie, zu Deutsch „Lautmalerei“.
Ausstellungsansicht, Start: 13 Onomatopoeia, dann 13 Projekte
Foto: Benedikt Kraft
Kengo Kuma, im Gespräch mit der DBZ
Foto: Benedikt Kraft
Im Japanischen, so die Ausstellungsmacher, bestehen Worte oft aus doppelten Silben, deren Verdoppelung wiederum die Sprache zum klingen bringt. Diese Strategie nutzt der japansiche Architekt Kengo Kuma für die Auswahl seiner Materialien und deren Strukturen, aus denen er ganze Gebäude errichtet. Dabei lässt er sich weniger von rationellen Entscheidungen leiten, sondern arbeitet aus der Substanz des Materials heraus. Ausgehend von der Onomatopoesie, dem Erfinden oder Verwenden von Wörtern, die Geräusche enthalten, die mit dem Benannten assoziiert werden, verleiht Kengo Kuma einer physischen Empfindung eine Form, die seine Vorstellung von nachhaltiger Architektur zum Ausdruck bringt, in der Materialien wiederverwendet und Menschen und physische Dinge wieder miteinander verbunden werden.
Ausstellungsansicht
Foto: Benedikt Kraft
Ausstellungsansicht
Foto: Benedikt Kraft
Für seine Projekte greift er auf japanische Traditionen und die von ihm bevorzugten Materialien – Holz, Papier und Metall – zurück und wendet sie auf seine eigene, einzigartige und zeitgenössische Weise an. In seiner Vision sprechen die Oberflächen nicht nur den Sehsinn an, sondern auch den Geruchs- und Tastsinn. Die Ausstellung besteht aus den Modellen einiger seiner bedeutendsten Gebäude, die die Besucherinnen dazu anregen, den Klang der verschiedenen Materialien zu entdecken, darunter ein temporärer fünf Meter hoher Pavillon aus Aluminium und experimentelle Installation – eine filigrane Holzskulptur, die die Lautmalereien „tsun tsun“ und „zure zure“ zum Ausdruck bringen soll.
Ausstellungsansicht
Foto: Benedikt Kraft
Ausstellungsansicht
Foto: Benedikt Kraft
Seine Herangehensweise an Projekte ist oft taktil, sensorisch und immer auch sinnlich. Seine Sensibilität bezieht auch Fluss und Rhythmus mit ein, typische Elemente der Musik. Kumas Gebäude haben oft eine Leichtigkeit oder eine Art von Dynamik, die er auf sein eigenes musikalisches Konzept zurückführt. Da er Beton so weit wie möglich vermeidet, scheinen seine Gebäude meist wie leicht schwebend über und auf dem Boden zu ruhen. Kuma bezeichnet sich selbst als "Materialist", im physikalischen Sinne des Wortes. Im Gespräch mit ihm nach der Pressekonferenz (in DBZ 05 |2024) erzählt er von dem Bruch in seiner Wahrnehmung von Architektur, seit der Katastrophe von Fukushima 2011, die Auslöser für seine sehr veränderte Sicht auf das Bauen war.
Bundeskunsthalle, ein postmoderner Bau nach dem Entwurf von Gustav Peichl (1985-1992)
Foto: Benedikt Kraft
Bundeskunsthalle, Foyer
Foto: Benedikt Kraft
Ausstellungsansicht, Modell des Palazzo Cavalli-Franchetti in Venedig, in welchem die Ausstellung im Rahmen der Architekturbiennale 2023 zuerst, aber ganz anders gezeigt wurde
Foto: Benedikt Kraft
Kengo Kuma (*1954) ist in Yokohama geboren. Er hat weltweit gebaut, seine Gebäude stehen in Japan, aber auch in ganz Europa, Vereinigten Staaten, China und Australien. Die Ausstellung ist eine Übernahme aus dem Palazzo Cavalli-Franchetti, die anlässlich der Architekturbiennale 2023 entwickelt worden ist.
Eine Ausstellungsbesprechung kommt in der Mai-Ausgabe der DBZ, dazu auch unser "Im Gespräch mit ..." Kengo Kuma.
"Kengo Kuma - Onomatopoeia Architecture"
8. März bis 1. September 2024
Bundeskunsthalle
Helmut-Kohl-Allee 4
53113 Bonn
Dienstag
10 bis 19 Uhr
Mittwoch
10 bis 21 Uhr
Donnerstag bis Sonntag
und an Feiertagen*
10 bis 19 Uhr
Katalog, engl./deutsch