The Cradle
Das Bürohaus im Düsseldorfer Medienhafen ist in Teilen bezogen und kann bereits - komplett ausgerüstet - angeschaut werden 21.12.2023 |Der Projektentwickler Interboden dementiert: Nein, von einer Insolvenz könne keine Rede sein, man suche, so die Geschäftsfühung im Herbst noch, zwar auf Projektebene nach Investoren, das sei aber eine übliche Vorgehensweise im kapitalintensiven Geschäft des Developments. Diese Suche finde aber eben nicht auf Unternehmensebene statt. Womit eine Konsolidierung des Unternehmens angestrebt wird, eines umtriebigen Unternehmens, das mit teils spektakulären Immobiilienprojekten aus sich aufmerksam machte. Das "The Cradle" in Düsseldorf ist ein solches, aktuell steht es wie komplett fertig als primus inter pares am Düsseldorfer Medienhafen. Wir haben ein paar Bilder gemacht.
Auf die Projektpräsentation des Entwicklers Interboden im Netz sollte man nicht schauen, hier geht es extrem werblich zu: Es werde mit Holz gebaut (vom durchaus massiv vorhandenem Beton keine Rede), es werde mit zertifizierten Materialien gebaut (mit welchen Zertifikaten?), der Bau sei reversibel geplant, Stichwort "Materiallager"/Material Passport/BIM Modell (man fragt sich: warum nicht für 100 Jahre stehen lassen!), auf dem Dach gibt es Solarpanels (deren Leistung weit unter dem liegen, was das Haus als Energiebedarf insgesamt hat), von E-Autos und Fahrrädern ist die Rede, die allerdings in einer Tiefgarage unter dem Bürobau in Rheinnähe untergebracht werden. Begrünt soll das Dach zudem sein, was dem Mikroklima gut tue.
The Cradle, Nordostecke
Foto: Benedikt Kraft
Holz ist das vorherrschende Material im Innenausbau, Holz sei - so eine Studie - auch gut für stressfreies Arbeiten (senke die Pulsfrequenz). Die Haustechnik liegt offen unter der Decke, den Renderings nach fast überall. Der Teppichboden PVC-frei, die Luft kontrolliert (CO2-Kontrolle). Immerhin - und das ist längst nicht selbstverständlich - werde für unterschiedliche Arbeitseinsätze unterschiedliches Holz verwendet: Lärche für die Fassade, Buche für die Stützen etc. Insgesamt sollen rund 2.150 m3 Holz verbaut sein, das sind ca. 1.750 m3 Fichte, 225 m3 Lärche und 175 m3 Buche. Dafür wurden rund 700 Bäume mit einer Höhe von 25 m und 40 cm Stammdurchmesser gefällt.
Die Holzfassade - als integrales Holztragwerk in interdisziplinärer Zusammenarbeit mit den Tragwerksplanern Knippers Helbig und den Energieplanern von Transsolar entwickelt - ist ein Leasingprojekt mit dem Holzbauer DERIX. Der soll die Holzelemente - falls ein Abriss erfolgt - wieder zurücknehmen (müssen). Die Fassade ist dann sicher auch das, was nach außen hin wirkt. Oder wie es die Architekten von HPP formulieren: "Parametrisch 3D entworfen, übernimmt das außen liegende Tragwerk durch seine unterschiedliche Dimensionierung in der Tiefe ̶ je nach Himmelsrichtung ̶ zusätzlich die Verschattungsfunktion. Materialität, Konstruktion und Geometrie sind auf diese Weise lesbarer Ausdruck inhaltlicher Themen."
Südansicht
Foto: Benedikt Kraft
Nun wird das Haus langsam bezogen, die hier ebenfalls vorgesehene Gastronomie kann demnächst genutzt werden. Der Blick geht auf direkt gegenüberliegende, konventionelle Fassaden oder, nach Westen, auf noch freiliegendes Bauland. Wie sich "The Cradle" in Zukunft als Inkubator, Innovator, als beispielgebende Architektur für ein anderes Bauen behauptet? Die Architekten sehen das so: "Es geht um das Entwickeln positiver Wirkungen statt um die bisherige Reduktion negativer Einflüsse. So setzt sich The Cradle zum Ziel, durch Effektivität die Dinge besser zu machen und nicht nur durch Effizienz ‘weniger schlecht’." Immerhin, soweit ist das Denken schon: die Efffekte zählen, nicht die Effizienz. Dann mal los, wir schauen es uns in ein paar Jahren an.