Das Tragwerk der Brunner Innovation Factory in Rheinau
Wie lässt sich eine sogenannte „Innovation Factory“ eines Objektmöbelherstellers wie Brunner mit integrierter großer Montagehalle elegant entwerfen? Bei solchen Spannweiten ist klar: Der Tragwerksentwurf ist entscheidend für die Gestaltung des Gebäudes. Entworfen vom Architekturbüro HENN und geplant von den Ingenieuren
Schlaich Bergermann Partner, ist das filigrane und modulare Tragwerk aus mehreren Trägern aus Furnierschichtholzträgern mit geringem Querschnitt ausgeführt.
Vielfältige Blickbeziehungen
Der lichtdurchflutete Bau verfügt über einen großen eingeschossigen Produktionsteil sowie einem zweigeschossigen Teil, bestehend aus Betriebsrestaurant und den Büroflächen mit integrierter Galerie. Von hier lassen sich die Arbeitsabläufe der nur mit wenigen Stützen getragenen Produktionshalle überschauen.
Filigranes Holztragwerk
Alle Nutzungen der Halle werden von einem gemeinsamen Dach überspannt, das von einer Konstruktion aus Holzfachwerkträgern gestützt wird. Als Aussteifung dient das Dachtrapezblech, durch die Scheibenwirkung mussten keine Auskreuzungen integriert werden. Innerhalb der Bauhöhe des Fachwerkes wird die Haustechnik verlegt. Die Geschossdecke des zweigeschossigen Gebäudeteils ist eine vom Haupttragwerk unabhängige Stahlbetonkonstruktion.
Der Grundrissplanung liegt ein Raster von 5,25 m zu Grunde, welches im Tragwerk ablesbar ist. Das Tragwerk besteht aus einem modularen System, bei dem die Träger aus Holzbalken mit gleichen Querschnitten und Längen zusammengesetzt werden. Die Gliederung des Tragwerks in Haupt-, Neben- und Tertiärträger ist an der Anzahl jener Holzbalken ablesbar: Die Gurte der Hauptträger haben drei, die der Querträger zwei und die Tertiärträger einen Holzbalken. Die Hauptträger spannen i.d.R. in Querrichtung über drei Rasterfelder mit Spannweiten bis zu 15,75 m und haben jeweils in den äußeren Feldern Zug-Diagonalen. Die Nebenträger werden als Einfeldträger zwischen die Hauptträger gehängt, alle 5,25 m. Wobei Haupt- und Nebenträger jeweils eine Kombination von Fachwerkträger und unterspannten Träger ist. Die Tertiärträger spannen zwischen den Nebenträgern und ergänzen so das Raster zwischen den Hauptträgern alle 10,5 m.
Durch die gelungene Zusammenarbeit zwischen Tragwerksplanern und Architekten konnte ein effizientes und dadurch filigranes modulares Tragwerk realisiert werden.
Projekt: Brunner Innovation Factory, Rheinau
Standort: Im Salmenkopf 10, 77866 Rheinau-Freistett
Bauherr: Brunner GmbH, Rheinau
Architektur: Henn GmbH, München
Tragwerksplanung: Schlaich Bergermann Partner, Stuttgart
Bruttogeschossfläche: 7 477 m²
Fertigstellung: Ende 2018
Materialien: Decke: Holztragwerkskonstruktion; Deckensegel zum Heizen und Kühlen von HKE; im Betriebsrestaurant: Deckenkuben für Akustik und Beleuchtung; Wand: Sichtbeton; Boden: terrazzo-ähnlicher Betonwerkstein; Teppichfliesen von Interface in der Bürozone