Archäologisches Haus, Berlin

Vor zwölf Jahren wurde ein Wettbewerb ausgelobt, dessen Resultat ab 2014 gebaut werden sollte. 2019 wurde das, der Bau schritt nur langsam voran. Der Wettbewerb „Archäologisches Besucherzentrum Petriplatz“, ausgelobt vom Land Berlin, war ein Architekturwettbewerb, dem Mitte 2021 ein nichtoffener Kunstwettbewerb zur Seite gestellt wurde.

Zum Architekturwettbewerb mit Einladungen reichten 33 Büros ein. Florian Nagler Architekten, München, mit Landschaftsplanerin Christina Kautz, Berlin, konnten sich durchsetzen; so unter anderem gegen die Berliner Büros AFF Architekten, Berlin, zusammen mit Bernard und Sattler Landschaftsarchitekten, Berlin (2. Preis), Max Dudler, Berlin, zusammen mit Atelier Loidl Landschaftsarchitekten, Berlin (3. Preis) und Bruno Fioretti Marquez Architekten, Berlin, zusammen mit Vogt Landschaftsarchitekten, Zürich (4. Preis).

Gesucht wurde ein Gebäude, in dem neben der Präsentation der dann überbauten Grundmauern der Lateinschule am Petriplatz sowie der Ausstellung von sonstigen Grabungsfunden, auch die Arbeitsmethoden archäologischer Tätigkeiten vermittelt werden sollten.

Nach der Präsentation des Wettbewerbs 2012 wurde erst einmal fachmännisch gegraben und lange Zeit hatte man den Eindruck, dass das Zentrum, das sich formal am ebenfalls noch nicht realisierten Sakralbau irgendwie orien­tiert, eben diesem den Vortritt lassen wollte. Die Rede ist vom „House of One“ (KuehnMalvezzi, Berlin), einem ambitionierten Bauprojekt, das etwa zur gleichen Zeit startete, bis heute allerdings noch nicht über Bodenniveau hinausgewachsen ist. Aktuell ist von 2028 als Fertigstellungstermin die Rede. Und damit hat der Nagler-Entwurf dann doch das Rennen gemacht.

Das Archäologische Haus ist jedenfalls fertig, von außen. Eröffnung soll irgendwann in diesem Jahr sein. Ob man dann von der Galerie aus einen Baufortschritt nebenan erkennt? Oder wird das „House of One“ demnächst selbst Anschauungsexemplar für die Produktion zeitgenössisch archäologischen Erbes? Das Besucherzentrum an der Gertraudenstraße, das noch ohne den Geschäfts- und Wohnteil und ohne seinen wichtigsten Nachbarn dasteht, hat die schlanken Säulen des Arkadengeschosses aus dem Entwurf gegen quadratische Löcher getauscht. Auch das ein Hinweis auf die unsichere Zukunft des Backsteintempels?

Fünf Jahre haben wir noch, dann könnte das Panorama an der Gertraudenstraße ein beeindruckendes geworden sein und Startpunkt für eine archäologische Promenade, die ins Herz einer Hauptstadt zielt, deren Gründungsreste hier an der Gertraudenstraße aktuell überbaut werden; mit Guckkästen im Erdgeschoss. Aber archäologische Promenade? Hat eine solche nicht gerade erst die Museumsinsel für sich proklamiert? In Köln gibt es auch eine vergleichbare Promenade; in Münster ist das dann tatsächlich das, was des Wortes Bedeutung ist: ein Weg, eine verkehrsfreie Straße zum entspannten Promenieren! Be. K.

www.nagler-architekten.de

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