Denkmalschutz und Neubau

August Horch Museum in Zwickau

Hochwertig, luxuriös, gediegen und elegant: Horch Automobile begeistern bis heute ob ihres exzellenten Designs, ihrer Eleganz und ihrer soliden Ausführung. Mit der Erweiterung des August Horch Museums in Zwickau werden diese Qualitäten zum räumlichen Erlebnis. ATELIER BRÜCKNER war mit der denkmalgerechten Ertüchtigung eines eindrucksvollen Industriebaus sowie mit einem Neubau beauftragt. Dieser verbindet das bereits bestehende Museum mit 5.000 Quadratmetern sanierter Fläche im historischen Baubestand.

Die Sheds
Der Neubau interpretiert das Thema Karosserie mit glänzendem Blechkleid: gleich einem vorgefahrenen Automobil parkt er zwischen den ehemaligen Produktionshallen der Automarken Audi und Trabant. Respektvoll fügt er sich in das historische Ensemble ein. Er nimmt die Traufhöhen des Bestandes als verbindliche Größe auf und dockt mit reduzierter Gebäudetiefe an die historischen Klinkerfronten an. Seine fünf rhythmisch expressiven Sheds, zwischen 4.50 Meter und 7.50 Meter hoch, antworten auf das industrielle Umfeld mit eigener kristalliner Kraft. In ihrer gestaffelten Dynamik prägen sie Innen- wie Außenraum. Die mittleren Sheds beherbergen ein großzügiges Restaurant, dessen Ausstattung an das Interieur eines Automobils erinnert: geöltes Buchenholz und graues Kunstleder, von Chromleisten gefasst. Großzügig verglaste Fassadenelemente sitzen vor dieser kostbaren Schatulle. Sie haben breite, dreidimensional ausgebildete Stahlblechrahmungen, seriell angeordnet und metallisch glänzend wie ein Kühlergrill. Je nach Tageslicht wird die materielle Qualität besonders deutlich, reizvoll kontrastierend mit der umgebenden Architektur.

Ein Zeitdokument
Hülle und zugleich größtes Exponat der Museumserweiterung sind die denkmalgeschützten Werkhallen aus den Jahren 1912 und 1924, in denen die von August Horch gegründeten Automobilwerke die ersten Modelle der Marke Audi produzierten – ein historisch bedeutendes Zeitdokument. Seine Fassaden aus Klinkermauerwerk wurden ertüchtigt, die Stahlkonstruktion sandgestrahlt und neu beschichtet und das Flachdach, bestehend aus einer Hourdis-Hohlziegeldecke mit satteldachförmigen Oberlichtbändern, denkmalgerecht wiederhergestellt. Der feingliedrige Stahlskelettbau bildet nun den authentischen Rahmen für die neue Ausstellung. 

Bereits seit dem Jahr 2004 präsentiert das August Horch Museum am historischen Standort über 100 Jahre Automobilbaugeschichte. Mit der Erweiterung, eröffnet im November 2017, wurde die Ausstellungsfläche des Museums mehr als verdoppelt.

Denkmalgerecht rekonstruiert
Die ehemalige Audi-Produktionshalle, bestehend aus zwei Gebäudeteilen von 1912 und 1924, wurde denkmalgerecht ertüchtigt. Die originale Materialität des Gebäudes (Ziegeldecke, Klinkerfassaden, Stahlkonstruktion) wurde wieder hergestellt bzw. rekonstruiert, die Bausubstanz sensibel erhalten und ursprüngliche Strukturen wieder sichtbar gemacht. Auch die Museumsböden wurden funktional ertüchtigt. Mit diesem historischen Altbau wurde die bisherige Ausstellungsfläche des Museums mehr als verdoppelt. Einige der über 200 Großexponate der Marken Audi und Trabant finden nun dauerhaft eine neue Heimat in dieser Halle (Ausstellungsgestaltung ö_konzept). Zudem wurde neuer Raum für Veranstaltungen geschaffen.

Umgeben von einem großzügigen Außenbereich, der sich von Pflanzentrögen gefasst zwischen Bestandsbau und Erweiterungsbau aufspannt, beinhaltet der Neubau ein Café mit Küche und Sanitäranlagen. Er stellt die Verbindung zwischen den bestehenden und den neuen Teilen des Museums her und dockt behutsam und respektvoll an den Bestand an. Zwar setzt der Neubau einen Akzent im historischen Kontext, lässt dabei aber dem Denkmal genügend Raum und schließt die Baulücke interpretierend.

Der Neubau
Das neue Gebäude wurde inspiriert von der Frage, wie man Prinzipien eines Automobils in Architektur übersetzt. Grundkonzept ist daher die Kombination von Industriearchitektur und Automobilthematik. So werden die Inhalte des Museums im neuen baulichen Ensemble auch nach außen hin verkörpert.

Typisch für Industriearchitektur sind die Sheddächer des Neubaus, während die Vorderansicht mit metallischer Blechhülle an die Karosserie bzw. den Kühlergrill eines Automobils erinnert. Das Gebäude liegt als leichte Stahlkonstruktion (Karosserie, Blechhaut) wie ein vorgefahrenes Auto zwischen den Hallen. Auch im Inneren wird durch die Materialwahl der Innenraum eines Autos interpretiert.Zusätzlich drücken die aneinandergereihten Sheds die Idee der seriellen Bauweise von Autos aus. Es entsteht eine Spannung zwischen Architektur und Innenarchitektur sowie eine Emotionalität, die die Grandezza eines Audi/Horch-Automobils widerspiegelt.

Projektdaten

Bauvorhaben: August Horch Museum Zwickau
Sanierung Altbau: Erweiterung der Ausstellungsfläche
Neubau: Café und Übergang zwischen Museumsteilen
Auftraggber
: August Horch Museum Zwickau gGmbH
Flächen: ca. 5500 qm (Ausstellungsgebäude) – davon 3.500 qm Ausstellungsfläche und 500 qm (Verbindungsbau / Neubau) Bruttogesamtfläche: Bestand gesamt: 6439 qm (EG 3833 qm, UG 2506 qm, OG 100 qm)
Neubau gesamt: 597 qm (EG 477 qm, UG 120 qm)
Nutzfläche: Bestand gesamt: 5120 qm; Neubau gesamt: 353 qm
Planungszeitraum:
Wettbewerb VF Verfahren 02/2012
Planung und Ausführung 05/2012 – 11/2017
Eröffnung Erweiterungsbau: 9.11.2017

Fachplaner

Architekten: Atelier Brückner
Bauplanung: Dr. Oliver Mergl
, AUDI AG
,Ingolstadt

Statik:
RPB Rückert GmbH, Dresden
Schall -u. Wärmeschutz: Ingenieurbüro Löwe, Dresden
Brandschutz: Ingenieurbüro Eulitz, Dresden
Ausstellungsgestaltung und Innenausstattung Café: ö_konzept, Dresden

Die Architekten

Das ATELIER BRÜCKNER konzipiert und gestaltet narrative Architekturen für Marken, Ausstellungen und Museen. Aus Inhalten und Botschaften entwickeln sie überraschende Ideen und kreieren erinnerungswürdige Konzepte, die im internationalen Kontext Maßstäbe setzen.

Das Büro wurde 1997 gegründet und beschäftigt aktuell 120 Mitarbeiter.
Die Mitarbeiter haben sich dem Leitsatz "form follows content" - Gestaltung nicht mehr allein nach funktionalen Gesichtspunkten zu definieren, sondern aus den Inhalten zu entwickeln, ist als konsequente Weiterentwicklung von Sullivans „form follows function“ zum Leitsatz szenografischen Arbeitens geworden. Am Anfang jedes Projekts steht die Analyse der inhaltlichen Ressourcen, Geschichten und Informationen. Tragfähige Begriffe, verborgene gestaltungsrelevante „Bilder“ und inhaltliche Querverbindungen werden recherchiert und ein gemeinsamer Nenner, ein roter Faden, der „Plot“ definiert, der die Basis jeder Konzeption bildet. Die so entstehende Dramaturgie wird mit gestalterischen Mitteln narrativ und sinnlich in den Raum übertragen. Inhalte und Informationen werden zu intensiv erzählten Geschichten, die vom Besucher intuitiv, reflexiv oder auch nur spielerisch aufgenommen und verinnerlicht werden.

Welche Projekte bereits realisiert worden sind, lesen Sie hier

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