Akustik folgt Funktion
DBZ Heftpaten Elmar Schröder und Steffen Czychi, Müller-BBM GmbH, Planegg
Die Akustik in Räumen ist für Menschen tagtäglich, oft unbewusst, erlebbar. Das zu erleben, dafür ist nicht erst der Besuch in einem Konzerthaus erforderlich, dessen Raum-eigenschaften auf akustische Aspekte hin fokussiert sind. Die Wahrnehmung der Akustik begleitet auch den Mitarbeiter am Arbeitsplatz, den Schüler im Unterrichtsraum und den Bahnreisenden in der Bahnhofshalle.
Die Akustik eines Raumes ist an sich weder gut noch schlecht, sondern entweder geeignet oder unpassend für die jeweilige Nutzung. Beispielsweise sorgt ein zu kurzer Nachhall in einem Konzerthaus für zu hohe Transparenz bei Darbietung von klassischer Musik, ist aber optimal für Sprachdarbietungen. Umgekehrt führt ein zu langer Nachhall in einem Theater zu einer unerwünscht geringen Sprachverständlichkeit, wäre aber für Musikveranstaltungen gut geeignet. Die Bewertung der akustischen Verhältnisse geschieht häufig ohne den Bezug zur konkreten Nutzung. Hinzu kommt meist auch die Vermengung mit weiteren Wahrnehmungen, die zu einer Beliebigkeit führen und der Akustik den Stempel komplex und subjektiv verleihen.
Dabei sind für viele Nutzungen die wesentlichen akustischen Eigenschaften, die ein Raum erfüllen muss, sehr konkret zu benennen – und mit objektiv nachmessbaren Kenngrößen beschreibbar. Ein gutes Beispiel ist die Akustik in Großraumbüros mit ihren offenen Bürostrukturen. Die sollen eine intensive unternehmensinterne Kommunikation herstellen, können aber bei unzureichender akustischer Abschirmung aufgrund der komplexen akustischen Gemengelagen auch das Gegenteil bewirken. Für die erforderliche akustische Abschirmung zwischen Arbeitsplätzen gibt es allerdings objektive Kenngrößen und klare Empfehlungen.
Ein jüngeres, aber akustisch ähnlich gelagertes Thema sind die offenen Lernlandschaften in Schulen. Hier sollen sich im Idealfall die nebeneinander arbeitenden Gruppen in ihrer Arbeit nicht stören bzw. gegenseitig ablenken. Die Produktivität, die Qualität der Arbeitsergebnisse und der Lernerfolg sind nachvollziehbar mit den jeweiligen akustischen Verhältnissen verbunden. Der Widerspruch, in offenen Strukturen gleichzeitig eine ausreichende schalltechnische Trennung im Sinne von Zellenbüros oder getrennten Klassenzimmern zu erreichen, kann allerdings nicht aufgelöst werden. Mit guten raumakustischen Verhältnissen ist aber für die Nutzer ein durchaus annehmbarer Standard realisierbar, der bei angepasstem Nutzerverhalten überwiegend Vorteile bietet.
Gute und vom Nutzer angenommene Lösungen gelingen immer dann am besten, wenn Nutzer und Bauherr die für gute Arbeits- bzw. Lernbedingungen passenden räumlichen Randbedingungen definieren. Wichtig ist dabei eine möglichst frühe Abstimmung zwischen den Beteiligten zur Formulierung der Ziele, Konzepte und relevanten Merkmale. Die akustischen Maßnahmen lassen sich dann als integraler Bestandteil des Konzepts entwickeln und werden zu einem Teil der raumbildenden Maßnahmen. Im Rahmen einer ganzheitlichen Planung sind dabei neben den rein akustischen Aspekten weitere Fragestellungen, z. B. zur Bauklimatik, zu erörtern. Nur wenn sich alle Planungsbeteiligten offen auf die Diskussionen einlassen, sind gute und ganzheitliche Lösungen möglich. Und die Planung der Akustik des Raumes folgt, wenn sie darf, der jeweiligen Funktion.