Alpine Architektur heute
Monte-Rosa-Hütte von Andrea Deplazes und dem ETH-Studio
Mit der Bergwelt verbindet der Normalsterbliche Kampf und schwere Lederschuhe, zünftige Bundhosen über roter Sockenfarbe. Trotz allen Bröckelns scheint die Zeit in der Bergwelt stehen geblieben zu sein, mancher vermutet schon aus diesem Grunde hier das
Paradies. In solcher traumhaft archaischer Landschaft thronen Berghütten als Horte der Zuflucht vor den Unbillen des übermächtigen Gesteins; sollte das jetzt vorbei sein? Oberhalb von Zermatt, am Fuß der Dufourspitze, scheint jedenfalls eine neue Zeit eingeläutet worden zu sein, am 25. September wurde nach einer Bauphase von zwei Sommern die Neue Monte-Rosa-Hütte eröffnet. In 2883 m Höhe versorgt sich der „Bergkristall“ genannte Neubau zu über 90 Prozent selber mit Energie. Das ist vor allem deshalb möglich, weil ein computergestütztes Energiemanagement Wetter und Belegungsgrad beispielsweise zum tagesbestmöglichen Betrieb kombiniert und Verbräuche minimiert.
Der wohl komplexeste Holzbau der Schweiz ist mit einer silbern schimmernden Aluminiumhülle sowie einer in die Südfassade integrierten Photovoltaikanlage verkleidet. Neben der Beherbergung müder Wanderer wird er der ETH Zürich weiterhin als Forschungsobjekt in den Bereichen Energie- und Gebäudetechnik dienen. Dass der Bau jetzt „zeitgemässen Erfordernissen“ entspricht, ist ihm anzusehen; die vergletscherte Bergwelt ringsum wird es ihm danken. Be. K.