Vorausschauender Einsatz erneuerbarer Energien

Andreas Beyrer zum Thema „Energiekonzepte“


Die wachsende Beliebtheit des Bergsteigens stellt die bestehende Infrastruktur in den Alpen vor neue Herausforderungen. Steigende Übernachtungszahlen und höhere Ansprüche an die Einrichtung erfordern die Sanierung und Erweiterung bestehender Bergsteigerhütten. Andreas Beyrer entwickelte in seiner Dipomarbeit ein neues Gesamtkonzept für eine Domhütte auf 2940 m ü.NN.

Die wachsende Beliebtheit des Bergsteigens stellt die bestehende Infrastruktur in den Alpen vor neue Herausforderungen. Steigende Übernachtungszahlen und höhere Ansprüche an die Einrichtung erfordern die Sanierung und Erweiterung bestehender Bergsteiger-
hütten. Andreas Beyrer entwickelte in seiner Dipomarbeit ein neues Gesamtkonzept für eine Domhütte auf 2940 m ü.NN.


Sie haben eine 1956 erbaute erbaute Domhütte im schweizerischen Wallis erweitert und saniert. Erläutern Sie bitte Ihren Entwurf.

Der Konzeptvorschlag für eine Erweiterung der Domhütte sieht neben dem Rückbau der 1978 gebauten Erweiterung eine Ergänzung durch zwei neue Gebäude vor. So soll der, von der Denkmalbehörde als schützenswert eingestufte, ursprüngliche Bau von Jakob Eschenmoser in seiner hervorgehobenen Position als „Spitze des Bergkristalls“ wieder eindeutiger Blick- und Anhaltspunkt werden. Die beiden neuen Baukörper sind als Holzmassivbau ausgeführt und den Nutzungen entsprechend angeordnet. Das im Nordosten hangseitig gelegene Gebäude beherbergt im Obergeschoss die Schlafräume und im Erdgeschoss die Lagerräume. Es ist fest im Berg verankert und unterstreicht so den schützenden Charakter. Extrovertierter ist das talseitig gelegene Gebäude, das die Betriebs- und Personalräume sowie den Aufenthaltsraum beinhaltet. Der Baukörper schiebt sich über die Hangkante hinweg und bietet so den freien Blick in Richtung Tal. Zwischen beiden Gebäuden ist ein eingeschossiger Verbindungsbau vorgesehen, der den Eingangsbereich aufnimmt.


Aufgrund des abgelegenen Standorts muss die Hütte autark funktionieren. Wie sieht das Konzept aus?

Aus ökonomischen und ökologischen Gründen soll auch weiterhin dafür gesorgt sein, dass das Gebäude in seiner Infrastruktur weitgehend autark bleibt. Während des Betriebes in den Sommermonaten wird aus den beiden Gletscherseen oberhalb der Hütte Wasser entnommen. Ein Teil dessen wird, geschützt vor eventuellem Einfrieren, in einem Reservoir im Gebäude gespeichert. Zur Warmwasserversorgung ist eine Solarthermieanlage vorgesehen.Auch eine Photovoltaikanlage zur Erzeugung elektrischer Energie ist auf der nach Süden ausgerichteten Dachfläche geplant. Der Strom wird in einer Akkubatterie im Erdgeschoss gespeichert. Die Lage in großer Höhe eignet sich besonders gut für die Nutzung der Solarenergie, da durch die geringere atmosphärische Dämpfung der Wirkungsgrad der Anlagen besonders hoch ist. Zusätzlich stehen Holzöfen und eine Gastherme zur Verfügung. Das Holz für die Öfen und die Gasflaschen wird, da keine Anlieferung über eine Strasse oder Seilbahn möglich ist, ebenso wie die Nahrungs­mittel und alle für den Betrieb notwendigen Materialien, per Helikopter vom Tal aus geliefert. Auf dem Rückflug nimmt dieser den hier anfallenden Abfall zur Entsorgung mit in das Tal.


Durch den Einsatz erneuerbarer Energien entstehen völlig neue Stadt- und Landschaftsbilder. Wie stehen Sie dazu, was ist „nach-
haltiger“ – Baukultur oder Energiekonzept?

Der Einsatz neuer Technologien im Bereich der alternativen Energiegewinnung sollte nicht für einen Mangel an Baukultur in urbanen und ruralen Strukturen verantwortlich gemacht werden. Ein gutes Energiekonzept und eine hochwertige, anspruchsvolle Architektur müssen sich nicht ausschliessen. Die baulichen Elemente, die durch nachhaltige Planung in die Architektur eingebracht werden, sind für sich noch neutral. Es ist Aufgabe der Architekten und Planer, diese
in ansprechender Art und Weise in die Gebäude und die räumliche Umgebung zu integrieren. Ein kluger und vorausschauender Einsatz erneuerbarer Energien verändert langfristig das Erscheinungsbild unserer Umgebung insofern, dass wir auch in Zukunft fähig sein werden, unsere Umwelt genießen zu können. Die Baukultur ist einem ständigen Wandel unterworfen. Es wäre kurzsichtig, diese Entwicklung zu fürchten oder sich vor ihr zu verschliessen. Intelligente und nachhaltige Planungskonzepte beinhalten nicht nur ein energetisch, ökologisch und ökonomisch gutes Konzept, sondern sind gleicher Weise baulich-räumlich nachhaltig. Ebenso dürfen sozio-kulturelle Aspekte nicht unberücksichtigt bleiben. Nur eine Architektur, die
diese Gesichtspunkte in angemessener Art und Weise berücksichtigt, kann auf Dauer nachhaltig sein.

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