Blick auf Schweizer Verhältnisse

Hochglanzfotografien ganz am Anfang, übergangslos direkt nach dem Aufschlagen des Buchs, mittendrin im Bildersee. Was sieht man? Leere, unmöblierte, noch nicht dekorierte, neue Wohnungen. Beim Durchblättern drängt sich der Verdacht auf, hier eine Fotoarbeit zu betrachten, die sich in immer neuen, allerdings nur sehr wenig unterschiedlichen Bildern der immergleichen Wohnung annähert. Oder sind es doch mehrere Wohnungen?

Es sind mehrere. Was sollen uns die Bilder sagen? Sollen sie unsere Einrichterfantasie anregen? Mit Möbeln, die nicht die unseren alten sind sondern solche, die wie wir glauben, besser passen: Cassina, Vitra und Co.?

Aber zurück zum Eingangsbild, das sich aus 128 Fotografien annähernd identischer Räume zusammensetzt. Seine Suggestion zu unterwandern, sie zu analysieren, zu kommentieren ist Inhalt des typografisch anspruchsvoll gemachten Katalogs. Sechzehn Wissenschaftler untersuchen in anspruchsvoll gedachten Essays die vorne wortlos präsentierten Wohnlandschaften; deren Urheber ganz am Schluss der Publikation über den “Index of the House Tour” entschlüsselt wird: Aspekte von (Wohn)Raumtopologien und deren Konditionierungen: Farbe, Kundenwunsch, Immobilienmarkt oder auch Historizität und Modendiktat. Ganz am Ende dann noch ein kurzer Blick auf das, was die Schweiz in diesem Jahr mit “Svizzera 240” in Venedig ablieferten, ein Statement zum großen Thema “House Tour”. Wann kommt ein vergleichbarer Blick auf deutsche Verhältnisse?! Be. K.

House Tour. Views of the Unfur-
nished Interior. Hrsg. v. A. Jasper. Park Books, Zürich 2018, 168 S., 204 Farb- und 174 sw-Abb.
38 €, ISBN 978-3-03860-114-2

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