Darf das weg, oder ist das Denkmal? Es darf

Es geht um ca. 300 Mio. € Investitionsvolumen im zweiten Bauabschnitt, dem Kö-Bogen II. Vorgesehen sind auf dem „Baufeld 4“ genannten Abschnitt zwei Bauten, die den Gustaf-Gründgens-Platz auf seiner Südseite neu fassen sollen. Ingenhoven Architekten, die für das Baugebiet 2014 den internationalen Realisierungswettbewerb gewannen, möchten hier ein Geschäfts- und Bürohaus „mit städtischen Kanten zur Schadowstraße und Bleichstraße“ sowie an der westlichen Seite des Gustaf-Gründgens-Platzes einen „Foodmarket“ realisieren. Der hat im Entwurf ein zur zentralen Achse auf Platzniveau auslaufendes, leicht geneigtes Dach, das der Öffentlichkeit als innerstädtische Wiese „zum Sonnen und Treffen“ dient. Baubeginn soll in 2015 sein.

Allerdings steht auf dem Baugrund für das Geschäfts- und Bürogebäude eine Mauer; die Stammtischpresse nennt sie „Schmuddelmauer“. Diese ist mit all ihren Gerüchen und Bemalungen ein akurat gesetztes Echo auf die geschwungene Fassade des gegenüberliegenden Schauspielhauses. Sie bietet ein paar Garagen die Rückwand und geht in ihrem westlichen Abschluss in einzelne Mauerelemente über. Bis zur Feststellung, dass man die Mauer abreißen müsse für die Neubauten hatte sich wohl niemand Gedanken darüber gemacht, ob sie vielleicht Teil des seit 1998 unter Denkmalschutz stehenden Schauspielhauses von Bernhard Pfau sei. Dessen Erben des Urheberrechtes jedenfalls baten angesichts der Abrisspläne den zuständigen Denkmalschutz, die Mauer als Teil des Gesamtensembles zu sehen und unter Schutz zu stellen. Der Schutzwürdigkeit stimmte dann auch die Landeskonservatorin Andrea Pufke zu, die einen Abriss nicht erlauben wollte. Jedenfalls nicht einfach so. Zwischenzeitlich kam sogar der Vorschlag, die Mauer zuerst für Bauarbeiten ab- und anschließend wieder aufzubauen. Nun hat die Denkmalbehörde grünes Licht gegeben, die Mauer kann weg, die Neubauten mit ca. 31000 m² BGF werden demnächst errichtet.

Das Beispiel zeigt deutlich, dass Denkmalschutz auch ganz pragmatischen Anforderungen gerecht werden muss. Es zeigt allerdings auch, dass eine Stadt lieber schneller als langsam das Geld (für den Bodenverkauf) in der Stadtkasse hat. Was sie dann damit macht, außer Löcher stopfen? Vielleicht das Schauspielhaus von Bernhard Pfau sanieren, denn hier regnet es durch. Be. K.

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