Deutliche ZäsurFirmenzentrale in Herzebrock-Clarholz
In Herzebrock-Clarholz bei Gütersloh wurde ein 200 Jahre altes Geschäftshaus zur Zentrale eines Textilproduzenten umgebaut. Der Entwurf von Drewes+Strenge Architekten schafft eine deutliche Zäsur in minimalistischer Formensprache.
Die Opus Handels GmbH mit Sitz im westfälischen Herzebrock-Clarholz wurde Ende 2000 als Hosenspezialist gegründet und hat sich seitdem zum Komplettanbieter für ausgesuchte Damenmode entwickelt. Die Verwaltung des durch Stefan Leewe geleiteten Unternehmens war zusammen mit den Verkaufsräumen des elterlichen Textil- und Bettengeschäftes in einem 1798 errichteten, seit Generationen in Familienbesitz befindlichen Geschäftshaus am Ortsrand von Clarholz angesiedelt.
Nach dem Ausscheiden der Eltern aus dem Berufsleben ergab sich schließlich die Möglichkeit, das gesamte Gebäude für die mittlerweile erforderliche Erweiterung der Opus-Verwaltung zu nutzen. Mit der Umbauplanung wurden die vor Ort ansässigen Drewes+Strenge Architekten beauftragt. Die Planer hatten zuvor bereits das Wohn- und Lagerhaus „Opus City“ in Herzebrock und ein Opus-Distributionsgebäude in Oelde realisiert, die beide der Firmenphilosophie entsprechend in reduzierter Formensprache mit wenigen ausgesuchten Materialien gestaltet wurden.
Um das traufständige, seit den 1950er Jahren mehrfach um- und ausgebaute Tennengebäude in Clarholz mit begrenztem Budget zur neuen Firmenzentrale umzunutzen, realisierten die Planer einen kompromisslosen Rückbau mit wenigen gezielten Eingriffen, ohne der historischen Bausubstanz zu schaden. Statt der seinerzeit eingesetzten Baustoffe wurden dabei ganz bewusst alternde, patinierende Materialien wie Holz, Corten-Stahl und Sichtbeton verwendet.
Mit wenigen Maßnahmen gelang es, das markante regionaltypische Erscheinungsbild des zuvor völlig verbauten Hauses zu betonen und neu zu interpretieren. Ein markanter Blickfang sind vor allem die naturbelassenen Dreischichtplatten aus Kiefer, die dem Nordost-Giebel sowie entlang der Straßenfront vorgeblendet wurden. Statt der großflächigen Schaufensterfront des ehemaligen Ladengeschäftes wurden dabei vier gezielt platzierte vertikale Fensterbänder in die Front integriert. Die vorhandenen Fenster im Giebelbereich wurden dagegen als horizontales Element zusammengefasst und mit hinterleuchteten gelben Plexiglasflächen gestaltet. „Die reduzierte Formensprache der als ‚Tapete’ übergestülpten Fassade entspringt dem Repertoire des Minimalismus und fügt sich somit der rudimentären Grundform des Hauses“, beschreibt Frank F. Drewes das Konzept. Kontrastiert werden die Holzplatten durch die Verwendung von rostroten Corten-Stahlplatten im unteren Bereich der Straßenfront sowie durch den mit wenigen Eingriffen zurückgebauten Backsteingiebel nach Südwesten. Der nordöstlich angrenzende Flachdach-Anbau wurde abweichend mit einer vorgesetzten Lärchenholz-Lattung sowie einer Eingangsschleuse aus verzinktem Stahlblech gestaltet.
Asphalt, Schotterbeete, vereinzelte Bäume, Bambus und Heinbuchenhecken führen das architektonische Konzept in den Freiraum fort. Zur Straße hin wurden außerdem eine Mauer sowie eine ebenfalls von Drewes+Strenge Architekten geplante Bushaltestelle aus Sichtbeton integriert. Ähnlich zurückhaltend und nüchtern präsentieren sich die in Leichtbauweise errichteten Innenräume, die mit weißen Wänden, Betonböden sowie abgehängten Akustikdecken gestaltet wurden.
Gezielte Akzente setzen die Garderobe sowie der Konferenz- und Teeküchenbereich aus rötlichem Holz. Mit einfachen Mitteln gelang den Architekten eine schlüssige Neugliederung des Raumgefüges mit fließenden Übergängen zwischen innen und außen sowie zwischen Neu und Alt. Robert Uhde, Oldenburg