Die systematisch nachhaltige Entwicklung von Dharavi, MumbaiGordon Hoffmann
Entwurf | Ziel des Entwurfs ist es, mit Hilfe von ökologischen, ökonomischen, gesellschaftlichen, technologischen und ästhetischen Betrachtungen, die Lebensbedingungen in informellen Siedlungen zu verbessern. Das Projekt stellt einen Modellversuch dar, der anhand Dharavis, des zurzeit größten „Slums“ Asiens, entwickelt wird.
Das Konzept sieht infrastrukturelle Maßnahmen vor, die Dharavi mit der umliegen-den Stadt verknüpfen und eine bessere
Verbindung der Quartiere untereinander schaffen. Zudem befriedigen sie das Grundbedürfnis nach Sicherheit und Ordnung. Es werden Verkehrs-, Flucht- und Rettungswege geschaffen und gleichzeitig ein Entwässerungssystem integriert. Der mangelnden Wasserversorgung wird mittels Rohwasserspeichern Abhilfe geschaffen. Das Regenwasser wird hier während der Monsunzeit aufgenommen, speicherfähig gemacht und bei Bedarf wiederaufbereitet an die Bevölkerung abgegeben. Die Wassertürme bilden gleichzeitig einen überdachten Marktplatz. Ziel der städtebaulichen Anordnung ist die Schaffung von Freiraum. Wohnraum wird ab dem 1. OG angeboten, im EG finden sich gewerbliche Nutzungen, sanitäre Einrichtungen und Werkstätten. Wichtiges Element des Gesamtkonzeptes ist die Abwasserentsorgung. Die Fäkalien werden von den öffentlichen sanitären Einrichtungen zu Faultürmen transportiert, in denen es zur Verrottung der Fäkalien unter Entstehung von Gas kommt. Dieses kann weiterverarbeitet, abgefüllt und den Bewohnern zurückgegeben werden. Der entstehende Faulschlamm kann auf Klärschlammmieten trocknen und zu Brennstoffmaterial umgewandelt werden. All diese genannten Prozesse finden in einem Park statt, welcher als Freiraum für die Bewohner der umliegenden informellen Siedlungen dienen soll.
Begründung der Jury | Durch gut durchdachte und sorgsam aufeinander abgestimmte Interventionen werden dichter Siedlungsraum und notwendige Frei- und Naturräume neu zugeordnet, die erforderliche Infrastruktur geschaffen sowie Ver- und Entsorgungssysteme angemessen installiert.
Dabei entstehen angenehme Baumassen mit guten Nutzungszuordnungen und variabel erweiterbaren Wohnflächen. Die Wasserspeicher bilden eine gut proportionierte Markthalle mit hohen stadträumlichen und klimaschützenden Qualitäten. Die Faultürme und ihr Umfeld werden zu prägenden Bestandteilen des Landschafts- und Stadtraumes. Infrastrukturelle und ingenieurtechnische Anforderungen werden in beispielgebender Art und Weise mit räumlich- städtebaulichem und architektonischem Denken verknüpft. Insgesamt besticht die Arbeit durch ihren Durcharbeitungsgrad ebenso wie durch ihr hohes Verantwortungsbewusstsein für nachhaltiges Planen und Bauen.