Effizienzhaus Plus etabliert sich als Standard

Mehr als 300 Teilnehmer hatten sich zum 14. Workshop des Netzwerks Effizienzhaus Plus unter dem Titel „Netzwerk Effizienzhaus Plus – Marktreife erreicht?“ im Rahmen der BAU 2019 angemeldet. Der Effizienzhaus Plus Standard ist eine konsequente Weiterentwicklung der KfW Effizienzhäuser, der alle Energiebedarfe und alle erneuerbare Energieerzeugungspotentiale berücksichtigt. Mit dieser Ausrichtung auf erneuerbare Energien und Klimaschutz liegt dem Standard ein zukunftsorientiertes Konzept zugrunde, darin waren sich alle Teilnehmer einig. Die Frage nach der Marktreife wurde von der Mehrheit der Workshop-Teilnehmer mit einem deutlichen JA beantwortet, allerdings sei eine Markteinführungsunterstützung durch BAFA/KfW/Kommunen erforderlich. Leider konnten diese wie auch andere Fragen an die Politik in diesem Workshop nicht beantwortet werden.

Die Projektleiterin der Initiative Effizienzhaus Plus im Bundesbauministerium (BMI), Petra Alten, verwies auf die internationale Klimaverpflichtung, den durchschnittlichen Primärenergiebedarf für Wohngebäude bis 2050 auf ca. 40 kWh/m²a und im Nichtwohnbereich auf ca. 52 kWh/m²a zu senken. Mit dem Effizienzhaus Plus sei ein marktreifer Standard gelungen, dessen Innovationsfähigkeit auch in Zukunft weiter gefördert werden solle. Mit dem ersten Effizienzhaus Plus in Japan und der Tschechischen Exportinitiative wurde inzwischen der Wissenstransfer ins Ausland gestartet. Dr. Arnd Rose vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt und Raumforschung (BBSR) stellte die Aufgaben der Förderung des Standards vor, nämlich die Entwicklung in die Breite zu tragen und Grundlagen für die Umsetzung zu schaffen. Zukünftige Fragestellungen ergeben sich für die Suffizienz der Modellvorhaben, die Einordnung der genutzten Baustoffe, Quartierslösungen sowie eine sinnvolle Nutzung von Energie-Überschüssen. Laut Antje Bergmann vom IBP hat das Effizienzhaus Plus im Wohnbereich inzwischen seine vollständige Marktreife erreicht. Dies müsse nun auch in andere Sparten des Nichtwohnbereichs und in Quartiere überführt und damit in den ganzheitlichen Kontext aller infrastruktureller Komponenten eingebunden werden.

Frank Junker von der ABG FRANKFURT HOLDING stellte zwei realisierte Effizienzhaus Plus Projekte im Geschosswohnungsbau vor, die beispielhaft für einen CO2-neutralen Gebäudebestand im Bereich des Neubaus (AktivStadthaus Frankfurt, Speicherstraße – nachzulesen in DBZ 10 | 2015) und der Modernisierung (Frankfurt Nebeniusstraße – in DBZ 6 | 2019 werden wir darüber berichten) stehen. Junker, bekannt für seine deutlichen Worte, forderte den Gesetzgeber auf, endlich effiziente Gebäude als Standard festzuschreiben. Der derzeitige Entwurf des GEG sei lediglich „alter Wein in neuen Schläuchen.“ Unter der Fragestellung „Aufbruch oder Stillstand?“ stellte Prof. Dr. Gunnar Grün vom Fraunhofer Institut für Bauphysik IBP seine Vision 2030 zum Effizienzhaus Plus vor. Im Hinblick auf die Klimaschutzziele und die Entwicklung des End-energieverbrauchs für Wärme in Deutschland gelte es, den Gebäudebestand mit Effizienzhäusern Plus zu substituieren, zu sanieren und zu sekundieren (und damit im Quartier zusammenzuschließen). Auf dem Weg zur optimalen Nutzung der überschüssigen Energie seien weitere Prozesse zur Vernetzung, Digitalisierung und Industrialisierung im Bauwesen erforderlich. Dafür sei das Effizienzhaus Plus der richtige Impulsgeber. 

Prof. Dr. M. Norbert Fisch von EGS stellte auf dem Workshop die gerade erschienenen Planungsempfehlungen für den Bau von Effizienzhäusern Plus vor. Der aus einer Expertenbefragung hervorgegangene Leitfaden liefert knapp 40 Planungsempfehlungen. Eingegangen wird auf eine einfache Bewertung des Effizienzhaus Plus in der Planungsphase, auf die Optimierung der Abstimmung des PV Eigennutzungsanteils und des solaren Deckungsanteils sowie auf die Auslegung von Technikkomponenten. Eine Checkliste erleichtert den Überblick für den komplexen Planungsprozess. Die 120-seitige Broschüre kann man kos-tenfrei bestellen unter dem Stichwort „Plan EHP“ unter oder als PDF downloaden unter www.bbsr.bund.de (Effizienzhaus Plus – Planungsempfehlungen).

www.forschungsinitiative.de/effizienzhausplus

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