Erweiterung Jüdisches Museum Berlin
www.jmberlin.de, daniel-libeskind.com

Rund 30 Fotografen nationaler Fotoagenturen warteten, die Kameras im Anschlag, auf den Mann, der nur wenige Meter entfernt auf der anderen Straßenseite vor ziemlich genau 10 Jahren ein vielbeachtetes Museum abgeliefert hat: Daniel Libeskind. Das Jüdische Museum Berlin, mit welchem der gebürtige Pole und in New York City wahlbeheimatete Architekt nicht bloß den internationalen Durchbruch erlebte, ja überhaupt erst so richtig als bauender Architekt in Bewegung geriet, ist zehn Jahre alt geworden. Der weltbekannte Zig-Zag-Bau wurde wegen des großen Publikumserfolges immer wieder erweitert, doch man muss auch heute noch an einem normalen Werktag Geduld mitbringen, möchte man die Kontrollen am Eingang und – schlimmer noch – die Wartezeit vor der Garderobe gut gelaunt überstehen.

Das Akademiegebäude ist noch (nahe) Zukunft, noch sieht man hier die ehemalige Blumenhalle an der Kreuzberger/Lindenstraße, eine, wie man sich jetzt mit eigenen Augen überzeugen konnte, schlichte, rund 7 000 m² große Stahlbetonhalle aus den 60er-Jahren. Deren Spannweite mit schön strukturiertem Shedddach ist (und soll es bleiben) ein massiver Witterungsschutz. Hier hinein werden – man konnte ihre Strukturen bereits erkennen – Holzeinbauten gestellt, eine Haus im Haus-Lösung für einen großen Veranstaltungssaal, eine Bibliothek, Verwaltungs- und Seminarräume. Der Eingang wurde dem Jüdischen Museum gegenüber in die östliche Schmalseite gebrochen, zwei Holzkuben – zwischen sich eine hohe Gasse – bilden das Entree.

Beinahe ganz am Schluss seiner kleinen Ansprache, bevor die Meute hinter dem schwarz gekleideten Mann in Eile ins Innere der tageslichthellen Halle stürmte, kann noch ein Satz, der eher an den Anfang gehört hätte: „An dieser Stelle entsteht ein neuer Treffpunkt, eine Piazza für ganz Berlin.“ Tatsächlich wird das rund 11 Mio. € teure Projekt Museums-Akademie (Mitte 2012 soll sie fertig sein) auch über Grundstücksverkäufe finanziert, denn der Bund will zwar mitmachen, doch Berlin könnte/will die zweite Hälfte aus eigener Kraft nicht stemmen. Der Verkauf von Baugrundstücken an Investoren, die hier Wohn- und Geschäftshäuser sowie Bürobauten realisieren können, wird von der Opposition und Kulturszene Berlins kritisch gesehen, Geschäftemacherei und kultureller Auftrag gehen meist eine nicht sonderlich fruchtbare und schon gar nicht dauerhafte Liason ein.

Insgesamt betrachtet ist die Halle für die Akademienutzung zu groß, gerade mal die Hälfte ihrer Fläche geht in die Planung mit ein. Was auf dem Rest passieren könnte? Vielleicht der kulturelle Ausgleich in der an öffentlich geförderter Subkultur nicht gerade reichen Stadt. Vielleicht der öffentliche Ort für zeitgenössische Kunst … wenn die am Ende nicht doch noch im Schloss untergebracht wird, feigenblatttechnisch würde das die politische Logik nachvollziehen. Be. K.

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