Ge/be)I(i)ebter
Was am Ende des letzten Jahrhunderts die oft aus Not aber auch mit politischer Absicht so genannte, immer illegale Hausbesetzung war, ist nun die „selbstinitiierte Raumaneignung“, die jetzt legal ist weil vertraglich und finanziell geregelt. Berlin stand und steht für solche Art von Wohnraumschaffung, in kaum einer anderen deutschen Stadt sind Nischen und Lücken so attraktiv, werden diese so kreativ neu bespielt. Dieses selbstbestimmte Gestalten, Bauen und schließlich Wohnen und Arbeiten, das man unter dem Label Selfmade City in der hier vorliegenden Publikation zusammenfasst, ist Ausdruck eines neuen Selbstbewusstseins der Bürger wie auch Ausdruck einer mangelhaften politischen Gestaltung und Planung von Stadtraum durch die Städte selbst. Grund also, die hier skizzierte Entwicklung über eine gründliche, vergleichende Bestandsaufnahme (mehr als 120 Projekte, davon 47 im Detail) Nachahmern und natürlich den Stadtoberen, die hier klugerweise Mitherausgeber sind, verständlich zu machen. Der spannende Exkurs in eine alternative Stadtaneignung, deren politische Ideale vielleicht weniger radikal, dafür aber umso praktikabler sind, liest sich wie das Who is Who der arrivierten Alternativszene. Denn im Gegensatz zum Squatting kostet die Selfmade City nicht weniger als die City sonst; nur nachhaltiger ist sie, lebendiger, ge/be)l(i)ebter … Be. K.