Grün war gestern
Die Integration von funktionalen Themen in der Architektur hat eine lange Tradition. Innovationen hatten dabei stets Einfluss auf die Architektur. Dabei war das letzte Jahrhundert vor allem durch innovative Tragwerke geprägt. Nach der Wiedervereinigung gab es bis Ende der 1990er Jahre in Deutschland große Bauaufgaben zu bewältigen. Eine Zeit, in der auch energetische Themen vermehrt in den Fokus kamen. Neue Themen, wie die energetische Nutzung von Pufferzonen/Atrien, Doppelfassaden, Bauteilaktivierung, Tageslichtlenkung und komplexe Sonnenschutzsysteme hatten auf einmal Hochkonjunktur. Zahlreiche Architektur-, Ingenieurbüros und Hersteller haben diese Themen seither vorangebracht. Vieles davon wurde natürlich auch modisch verklärt und teilweise durchaus heftig diskutiert, was jedoch dem Ganzen im Sinne eines Evolutionsprozesses durchaus zuträglich war. Es entstand eine allgemeine, kreative Aufbruchstimmung jenseits von Normung und Gesetzgebung.
Es entspricht nicht nur meiner Wahrnehmung, dass diese anfängliche Innovationsfreude nachgelassen hat. Dies ist nicht nur ein deutsches Phänomen. Jedoch müssen wir uns eingestehen, dass in den letzten Jahren Innovationen auf dem Gebiet des energieeffizienten Bauens in anderen Regionen dieser Welt stattfinden, wie zum Beispiel in Nordamerika, im mittleren Osten und teilweise in China.
Es gibt vielfältige Gründe für diese Entwicklung, wobei diese Liste keinen Anspruch auf Vollständigkeit hat:
Die Tatsache, dass der zukünftige Bedarf an neuen Immobilien gering ist, darf keine Entschuldigung sein. Die CO2-Reduktionsziele der Bundesregierung sind hoch gesteckt. Um diese zu erreichen, ist eine umfassende energetische Sanierung des Altbaubestandes unumgänglich. Der energetischen Ineffizienz der teilweise jahrhundertealten Baukultur kann nicht mit Vollwärmeschutz als der vermeintlichen
Lösung allen Übels begegnet werden. Stattdessen wird ein hoher Grad an Kreativität und Innovation erforderlich sein. Es wird dabei nicht eine Maßnahme geben, die alle Probleme löst. Vielmehr ist das Thema vielschichtig anzugehen.
CO2-Reduktionsziele im Gebäudesektor können gelöst werden, wenn wir darüber nachdenken, auf welchem Weg bestehende gewachsene Städte wie Stuttgart, München oder Berlin zukünftig in einen CO2-neutralen Betrieb geführt werden können. Hier sollten wir beginnen, eine umfassende „Road map“ zu entwickeln, in einer Umgebung, die notwendige Innovationen fördert.
Das heißt, der nächste Schritt bedarf einer Erweiterung der Betrachtung vom einzelnen Gebäude hin zu stadträumlichen Dimensionen. Im stadträumlichen Kontext zu denken, heißt, bestehende Gebäude und Strukturen einbinden, Zwischenräume von Gebäuden als Lebensräume definieren, Synergieeffekte erzeugen, Energieversorgungskonzepte auf lokaler Ebene lösen. Dies ermöglicht, Nachhaltigkeit in einem größeren Maßstab umzusetzen.
Der Ingenieur
1994 Diplom im Fachbereich Verfahrenstechnik, Universität Stuttgart, DE
seit 1994 Angestellter der Firma TRANSSOLAR Energietechnik GmbH
seit 2000 Gesellschafter und Prokurist der Firma TRANSSOLAR Energietechnik GmbH
seit 2001 Gesellschafter der Firma TRANSPLAN Technik-Bauplanung GmbH
2001 – 2007 Geschäftsführer der Firma TRANSPLAN Technik-Bauplanung GmbH
seit 2006 Geschäftsführer der Firma TRANSSOLAR Energietechnik GmbH
seit 2001 LehrbeauftragterYale University, New Haven, US