Grundsteinlegung Stuttgart 21

Von Stuttgart 21 sind den meisten wohl drei Dinge präsent: Einmal die steigenden Baukos-ten (der Bundesrechnungshof geht aktuell von 10 Mrd. € aus), dann der im Nachhinein als verfassungswidrig erklärte Wasserwerfer-einsatz der Polizei gegen Demonstranten. Und ein Name: Christoph Ingenhoven. Ingenhoven hatte den europaweit ausgelobten Realisierungswettbewerb im November 1997 (damals noch Ingenhoven, Overdiek, Kahlen und Partner) mit einem Vorschlag gewonnen, der die riesige Stahl-Glasbox der Masterplanung von Trojan & Trojan mit einer unterirdischen Lösung beantwortete. Dabei sollten – nach Vorschlägen von Frei Otto, den man als Berater an der Seite hatte – Bahnhofshalle und Himmel über sogenannte „Kelche“ verschmolzen werden. Die aus weißem Beton gefertigten Lichtschaufeln werden auch statische Funktion haben.

Im 1997 vom Gemeinderat der Landeshauptstadt beschlossenen Rahmenplan ging man noch von etwa 5 Mrd. € für das Gesamtprojekt aus. Das bezog sich auf eine Ideenskizze, die am 18. April 1994 der Bahnchef Heinz Dürr, Ministerpräsident Erwin Teufel, der Bundesverkehrsminister Matthias Wissmann, sein Landeskollege Hermann Schaufler und der Oberbürgermeister Stuttgarts, Manfred Rommel, vorstellten. Wenige Wochen später wurden die Machbarkeitsstudie und am 7. November 1995 die Ergebnisse des Vorprojekts öffentlich gemacht. Am 16. September 2016, also gut 22 Jahre nach der Skizze, 19 Jahre nach Wettbewerb und knapp sechs Jahre nach den ersten Abrissarbeiten am Bonatz-Bau war es dann soweit: Grundsteinlegung.

Mit dabei waren Bahnchef Rüdiger Grube, Michael Föll, erster Bürgermeister (CDU/CSU), Nicole Hoffmeister-Kraut, Wirtschaftsministerin (CDU), Norbert Barthle (CDU), Parlamentarischer Staatssekretär beim Bun­desminister für Verkehr, Manfred Leger, Geschäftsführer des DB-Projekts Stuttgart-Ulm und natürlich der Architekt. Es fehlten der grüne Landesvater und der ebenfalls grüne Oberbürgermeister.

Christoph Ingenhoven lobte alle Beteilig-ten am Bau, warf aber der Stadt Stuttgart vor, zu lange passiv zugeschaut zu haben, wie das direkte Bahnhofsumfeld gestalterisch anzugehen sei. Stuttgart solle, so der Düsseldorfer, heute schon Infrastruktur und hochbauliche Planungen angehen, auch wenn das im Moment eine deutlich höhere finanzielle Belastung darstelle. Wenn jetzt nicht schnell gehandelt würde, hätte die Landeshauptstadt über viele Jahrzehnte mit Dauerbaustellen im Zentrum zu kämpfen (hierzu und zu Weiterem im Monatsinterview mit dem Architekten auf S. 12f.). Be. K.

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