Haus Tugendhat. Der Film

Um das Haus Tugendhat im tschechischen Brünn spinnen sich bis heute Legenden. Der unbestrittene Klassiker der weißen Moderne, von 1928 bis 1930 nach Plänen Ludwig Mies van der Rohes für das Unternehmer-Ehepaar Fritz und Grete Tugendhat errichtet, gleichzeitig mit MvdR‘s Barcelona-Pavillon, bewegt bis heute Architekten und Kunsthistoriker, Politiker und Werbetreibende, Filmschaffende und Literaten. Zur Geschichte dieses wunderbaren und wundersamen Wohnhauses, in dem zu wohnen kaum möglich scheint, gibt es nun einen Dokumentarfilm, den wir ab dem 30. Mai in ausgesuchten Kinos einiger deutscher Großstädte anschauen können, anschauen sollten. Gezeigt wird der seit 2012 restaurierte Zustand des Hauses, frühe Fotografien, spätere. Es wird der Verfall dokumentiert, die Vermarktung, es sprechen mit dem Gebäude verbundene Menschen, die es bewohnten (also doch), die es nutzten, die es umbauten und schließlich wiederherstellten. Der Film von Dieter Reifarth im Verleih von Pandora Filmverleih, Aschaffenburg, stellt viele Fragen, die um das Ikonographische kreisen, aber auch um die Zumutungen zahlloser Besitzergreifungen. Es werden Fragen gestellt zu Aspekten der Wiederherstellung, der Denk­malpflege. Keinen Auftritt hat: Ludwig Mies van der Rohe.

Der Film geht über das rein Dokumentarische hinaus, er bezieht Stellung. Die Bilder stellen ganz eigene und sehr suggestive Fragen, die dem Betrachter das Antworten abverlangen. Selten kommt man einem so bekannten wie zugleich entrückten Bauwerk so nahe. Nicht verpassen! (DVD ist angekündigt, Filmlänge 112 min.) Be. K.

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