E.1027 – Eileen Gray und das Haus am Meer
Christoph Schaub hat mit vielen Spielfilmen auch einige über (Schweizer) Architekten gemacht. Sein vielleicht berührendster ist zugleich auch sein erster: „Il Girasole“ von 1995, ein märchenhaftes, einen ganzen Sonnentag zusammenfassendes Porträt einer um 360 ° drehbaren Villa bei Verona, die der Ingenieur Angelo Invernizzi (1884–1958) 1935 erfunden und gebaut hat. Nun startete am 24. Oktober – in Ko-Regie mit der Regisseurin Beatrice Minger, beide schrieben das Drehbuch – ein weiterer Film in deutschen Kinos, der zudem ab dem 24. Januar 2025 auf Vimeo verfügbar sein soll: „E.1027 – Eileen Gray und das Haus am Meer“ (Schweiz 2024, 89 min.).
„Sie baute ein Haus für sich selbst. Leider wurde es ein Meisterwerk“, so ist auf der Verleih-Webseite zu lesen. Denn das E.1027, eine kryptische Kombination aus den Initialen der Architektin und denen von Jean Badovici, Architekt und Herausgeber und Mitgestalter des Hauses, wurde damals schon zum Mythos und offenbar zur Konkurrenz zu den Ikonen Le Corbusiers, der auf zunächst übergriffige Weise die Villa mittels Wandmalereien an sich zog und wenig später durch seine Holzhütte in direkter Nachbarschaft wenigstens zu kommentieren versuchte. Was mehr als gelang, denn die bis heute wirksame Mystifizierung von „Le Cabanon“ durch den Tod des Architekten, der am 27. August 1965 von hier zum Schwimmen aufbrach und nicht zurückkehrte, hat die wesentlich mächtigere Villa Grays längst ins Abseits gestellt. So wird die im Film erzählte Geschichte über alles Biografische und Architektonische hinaus auch eine Arbeit über die gestalterische Potenz der Frauen und dem verzweifelten Versuch der Männer, ihr etwas entgegenzusetzen. Be. K.