Herausforderung
Manche Bücher fordern heraus, das hier vorliegende macht das ganz gewiss: 360 Seiten ohne jede Abbildung, allein der Anmerkungsapparat auf dem Seitenfuß und zahllose Kapitel- und Unter-unterkapitelüberschriften rhythmisieren die umfangreiche Arbeit. Die zu einem Thema verfasst wurde, das durchaus eine große Aktualität genießt: Stadtplanung in einer deutschen Großstadt. Zwar steht in der Unterzeile, man könne hier über die IBA 1987 lesen – mit dem Fokus auf die Blockbehandlung des freigeräumten Stadtraums durch die meisten IBA-Arbeiten –, doch ganz so einfach möchte und kann es uns ganz offenbar der Autor nicht machen: Ihm ist der Blick aufs Ganze wichtig. Das Ganze meint dann tatsächlich Planungskonzepte und -ideale aus dem europäischen historischen Kontext, deren diskursive Verarbeitung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die IBA-Vorbereitung und -Durchführung, letztere mit all ihren Diskussionen und Revisionen und Verhinderungen … Dazu kommen gefühlt sämtliche ProtagonistInnen aus Planung und Politik, Kultur und Verbänden, aus Praxis und Theorie. Die meisten wohlbekannt, andere eher Entdeckungen (jedenfalls die des Rezensenten).
So arbeitet man sich durch die Zeiten, Kapitel und Unterkapitel und je weiter man vorwärts kommt, die Notizzettel mit Stichworten voll, um so häufiger darf man in den Bildtafelteil am Schluss blättern, ein in solchen wissenschaftlichen Publikationen gängiges Herstellungsverfahren. Tatsächlich sollte man aber die Bilder zuerst lesen und dann in den Text eintauchen, auch darf man ruhig ins wohlgefüllte Namensregister, ins Literaturverzeichnis vorab die Nase stecken: Die Arbeit ist übervoll und hätte – wegen leichterer Zugänglichkeit – sicherlich einer intensiven Redaktion bedurft. So haben wir eine Grundlage für eine Hauptseminarsarbeit zum Thema „Der Block als relevantes Planungswerkzeug im großmaßstäblichen Stadtplanungsprozess. Ein historischer Abriss“ vorliegen, die uns – das auf jeden Fall – den Blick öffnet auf die Architektur der südlichen Friedrichstadt Berlin, auf Streitpaare (Ungers/Kleihues z. B.) und bis heute relevante Themen und Thesen, wie wir Stadt in Zukunft anders denken können. Oder genau so (Block), dann aber anders programmiert?! Kein Buch für den Strand oder zum Einschlafen , eine Herausforderung, die, wenn gemeistert, aber Gewinn abwirft. Be. K.