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Es gab in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe von Publikationen zum Plattenbau in der DDR oder auch sonstwo auf der Welt, stellvertretend sei hier zu nennen „Die Ästhetik der Platte“ bei DOM Publishers (Rezension DBZ 10|2015). Nun eine Arbeit, die unter der Frage „Alles Platte?“ vieles versucht, nur nicht, die Plattenbaugeschichte der DDR aufzuarbeiten. „Alles Platte?“ soll vielmehr die Gedankenketten verdeutlichen, die wohl den meisten den Blick fesseln, wenn sie auf die Architektur des ehemals benachbarten Deutschlands schauen, um diese als denkmalwürdig zu bewerten.

Haben es im ehemaligen Westdeutschland die Bauten der 1960er- und 1970er Jahre schon nicht leicht, als schützenswert anerkannt zu werden, so ganz sicher die Platten-Bauten der ehemaligen DDR. Die, mit vielen anderen, auch nicht Plattenbauten seiende, mehr und mehr verschwinden. In einer Auseinandersetzung, die ideologisch geführt wird zuungunsten der Bauten, die substanzieller Teil der Doktrin eines tatsächlich menschenverachtenden Regimes war. Eigenartiger Weise ist der Blick auf die Heroischen Modernen der 1920er- und 1930er-Jahre ein milderer.

Hier nun also der Versuch, die Architektur der DDR-Zeit zu rehabilitieren. Die Arbeit ist regional begrenzt auf den Norden, was teils problematisch erscheint, wenn das Regionale auch mit dem Allgemeinen begründet wird. Die Texte der AutorInnen widerspiegeln eine Diskussion, die während einer Tagung in Rostock geführt wurde von Wissenschaftlern, Architekten und Politiker zur Architektur in den drei Nordbezirken der DDR: Rostock, Schwerin und Neubrandenburg. Thema waren dort „neogotische“ Plattenbauten ebenso wie die Beton-Schalentragwerke von Ulrich Müther, aber auch Hafen- und Industriean­lagen, eine Trauerhalle, mehrere Feriensiedlungen und Kirchenneubauten sowie die Sperranlagen an der innerdeutschen Grenze. Dass Teile davon selbstverständlich denkmalwürdig sind – in Hinsicht auf bauliche wie baukulturelle Qualitäten und ganz besonders im Hinblick auf ihre geschichtliche Bedeutung – sollte eigentlich niemandem erklärt werden müssen. Allerdings bedarf es – und hier könnte die Publikation behilflich sein – der abgewogenen Auswahl der Objekte. Alles Platte? Nein. Aber ist die Nicht-Platte schützenswerter? Ebenfalls nein. Es gilt, das schwindende Erbe der DDR-Architektur im Auge und es im Strom der Geschichte steuerbar und lebendig zu halten. Die vorliegende Aufsatzsammlung, die auch (im Westen) Unbekanntes zutage fördert, hilft dabei. Immerhin. Be. K.

Alles Platte? Architektur im Norden der DDR als kulturelles Erbe. Hrsg. v. Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern. Ch. Links Verlag, Berlin 2018, 240 S., 87 sw- u. 164 Farbabb.
30 €, ISBN 978-3-96289-001-8

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