Imperiale Räume, republikanische Wirklichkeit

Angesiedelt an einem der symbol- und geschichtsträchtigsten Orte Österreichs eröffnete am 10. November 2018 das Haus der Geschichte Österreich, kurz hdgö, in den Räumen der Neuen Burg am Wiener Heldenplatz. „Die dominante habsburgische Repräsenta­tionsarchitektur der Neuen Burg stellt für ein zeitgenössisches Museum, das die Vergangenheit aus dem Blickwinkel der Gegenwart für die Zukunft untersuchen möchte, durchaus eine Herausforderung dar,“ bringt Johann Moser, BWM Architekten, es auf den Punkt. „Wir versuchen dieses – typisch österreichische – Spannungsmoment von imperialer Repräsentationshülle und republikanischer Wirklichkeit produktiv einzusetzen und die monumentale Umgebung als Schwungmasse sowohl für ein beeindruckendes Raumerleben als auch für aufklärenden Erkenntnisgewinn zu nutzen.“

Um dem Anspruch auf Aktualität und Eigenständigkeit des hdgö inmitten dieser dominanten, monarchischen Vergangenheit gerecht zu werden, bedienen sich die Gestalter u. a. der Leichtigkeit des Lichts: Eine rot-weiß-rote Wolkenprojektion (Werbe­agentur: Jung von Matt/Donau) leitet die Besucher symbolisch ­bedeutungsvoll und gleichzeitig überraschend leicht durch das ­la­byrinthische Prunkstiegenhaus hinauf durch das Ephesos-Museum in das hdgö.

Betritt man den ersten Ausstellungsraum findet sich der Besucher inmitten der Geschehnisse des 12. November 1918 (Ausrufung der Republik) wieder – ein mobiles Gerüst mit Filmprojektionen ist Dreh- und Angelpunkt im Raum. „Der Aufbruch ins Ungewisse“, der Titel der Eröffnungsausstellung, ist Programm.

Im Anschluss an den ersten Raum ergibt sich im Folgenden eine völlig andere Szenerie. Im Geschichtslabor, von weißen Raumflächen umschlossen, kann die Einrichtung an die jeweiligen Untersuchungsthemen angepasst werden. Ein großes Regalsystem, mit Neonziffern in 10-Jahres-Schritte gegliedert, fungiert als „Bildgedächtnis“ und bietet eine Vielzahl interaktiver Elemente zur vertiefenden Beschäftigung. Die Hauptfläche des Labors ist nicht chronologisch, sondern in sieben Themeninseln strukturiert, jede einzelne unterschiedlich als ­eigenständige Labor-Einheit gestaltet.

Die Ausstellungsräume bilden eine Sackgasse und erlauben somit keine klassische Wegeführung als Rundgang. So bietet der Rückweg das Potential, zuvor nicht Gesehenes neu zu entdecken beziehungsweise bereits Gesehenes neu zu bewerten.

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