In Berlin wird es immer historischerSchinkels Bauakademie von 1835 wird rekonstruiert wiederbelebt
Seit gefühlten Jahrzehnten wird für das Spätwerk Schinkels in Berlin geworben, jetzt endlich soll die Bauakademie, die zum Teil als Attrappe mit Werbeflächen, zum Teil schon rekonstruiert mit Weiterbildungsangeboten in der Mitte Berlins auf Wiederauferstehung wartet, eben wiederauferstehen. Das 1835 vollendete Spätwerk des preußischen Klassizisten wird originalgetreu rekonstruiert und soll ähnlich genutzt werden wie früher. In die Obergeschosse zieht ein Architekturzentrum ein, betrieben von der den Wiederaufbau antreibenden privaten Stiftung „Internationale Bauakademie Berlin“; im Erdgeschoss soll wie zu Schinkels Zeiten Gewerbe Platz finden.
Mitte Oktober schrieb der Liegenschaftsfonds Berlin ein EU-weites Bieterverfahren aus, bei dem sich Investoren um den Erwerb des Grundstücks und die Realisierung des Bauwerks bewerben können. Dabei müssen sie dem Architekturzentrum 75 % der Fläche kostenfrei zur Nutzung überlassen, nur das Erdgeschoss ist gewerblich nutzbar. Damit wird sich die berühmte Immobilie wirtschaftlich nicht rechnen, die geschätzten Baukosten von rund 20 Mio. € wird ein möglicher Investor als Prestigeanlage einsetzen müssen, Berlin setzt auf Unternehmen oder Mäzene, die eine Repräsentanz in bester wie geschichtsträchtiger Hauptstadtlage suchen. Um es solcherart Mäzenatentum nicht noch schwerer zu machen, verzichtet das Land auf höhere Einnahmen, die es unter normalen Bedingungen für das Grundstück in bester Hauptstadtlage erzielen könnte.
Dass mit der von Hans Kollhoff geleiteten „Internationalen Bauakademie Berlin“ eine Institution ins offene Hauptstadtherzen Einzug nimmt, die sich eher dem Klassizisten Schinkel denn dem späten Rationalisten verbunden fühlt, könnte beunruhigen. Doch sind die Weichen vor Ort ja längst gestellt, Schloss und Einheitsdenkmal, Ehrenmal und andere Retrospektiven unter Dach und im Retrofach. Und die Ostfassade des zu reanimierenden Schlosses, die einzig dem Gestaltungswillen der Kollegen ausgesetzt ist, ist vom Schinkelbau aus unsichtbar. Be. K.