Italienische Verhältnisse
Warum ein Buch zum Werk eines den meisten heute unbekannten Angiolo Mazzonis (1894 – 1979)? Die Architektur des in Bologna geborenen „Staatsarchitekten“ wird vielfach mit dem Begriff „eklektisch“ abgetan, so als wäre ein zweiter Blick hier gar nicht mehr nötig. Doch ganz im Gegenteil ist es so, dass die Forschung zu Mazzonis Werk und seinem Architektenleben Aufschluss gibt über die Zeit der Architektur im italienischen Faschismus, ja zur Architektur in Italien bis in die heutige Zeit. Jedenfalls dann, wenn der zweite Blick so offen ist, wie der hier publizierte.
Dass dabei Einblicke in zeitbedingte kulturelle und politische Mechanismen ebenso gelingen wie die in das Wesen eines Staatsapparats, in dem Mazzoni ein treuer aber eben auch ganz eigener Diener war, lässt die Arbeit über ihren biografischen Ansatz hinaus universelles Gewicht gewinnen. Dass wir es dabei vielleicht bedauern, nicht noch mehr Bilder anschauen zu können, als die hier versammelten aktuellen Fotografien von Mazzonis speziellem Werk, sei uns zugestanden. Dass man immer aber auch querlesen, vor- und zurückspringen kann in der Fülle des Text- und Bildmaterials, um eigene Forschung oder eigene Neugier auf Einzelaspekte zu befriedigen, ist noch einmal ein großes Plus dieser Publikation; die, nicht zuletzt, sehr detailliert das architektonische Werk Mazzonis als gebaute Architektur untersucht. Mit Werk- und Literaturverzeichnis und Register. Be. K.
Katrin Albrecht, Angiolo Mazzoni. Architekt der italienischen Moderne. Reimer Verlag, Berlin 2017, 448 S.,
49 Farb- und 329 s/w-Abb.,
89 €, ISBN 978-3-496-01562-8 2016