Kostbar weil höchst subjektiv
Angefangen hat alles mit kleinere Exkursionen, die Martin und Werner Feiersinger in Oberitalien für Architekten und Interessierte machten. Die Begleithefte waren noch kopierte, zusammengeheftete Blätter. Aus diesen Mini-Führern extrahierten beide ihr „Detours“ in 2008, eine schmale wie immer noch exotisch anmutende Publikation bei Schlebrügge Editior, Wien. Das Echo auf dieses Büchlein animierte die Architekten zu „Italomodern“, damals noch bei Springer, Wien. Hierein packten sie sämtliche Fundstücke einer längst vergessenen aber – wie die beiden zeigen konnten – höchst lebendigen und viralen Bauzeit mit zum Teil klassisch modernen und zudem individualistischen Bauten der oberitalienischen Nachkriegszeit.
Nun legen die beiden nach, allerdings zeigen sie nicht mehr das wie zufällig Gefundene, ihre Projekte sind nun aus zeitgenössischen Publikationen recherchiert. Auch ist das Fotomaterial – und damit auch die Technik – reduzierter. Digitalfotografie und ausschließlich das Hochformat bestimmen diesen aktuellsten Bericht von abseits des Mainstreams und sind doch ganz nah dran an dem, was heute der Trend ist.
Entlang einer chronologischen Gliederung werden 132 Bauten vorgestellt, meist mit wenigen Fotos und immer mit eigens hierfür angefertigten Zeichnungen (Schnitt, Grundriss). Wie schon in Band 1 wird jedes Projekt kurz textlich erläutert, zu sämtlich genannten Architekten finden sich deren Biografien mit Werk- und Bibliografieauswahl.
Aber das alles scheint fast irrelevant zu sein – ob hoch oder quer, analog oder digital, mit Samt-oberfläche (Einband) oder ohne Register –, hier, wie ja auch schon im ersten Band, zählt das Kostbare einer höchst subjektiven Sammlung von
Architekturen, die ein „Panoptikum“ (Verlag) sein mag, viel mehr aber ein geöffnetes Fenster ist, durch das hindurch man hinausschauen kann, ohne dass Langeweile aufkäme. Was ein dritter Band noch bieten könnte: Mehr Geschichten hinter den Bildern. Die könnten die eigenen, die sich beim Schauen auf das Meiste gleich einstellen,
korrigieren oder schlicht bestätigen. Be. K.