Linz. Europäische Kulturhauptstadt
Das einst „Österreichische Ruhrgebiet“ investiert in Kultur und Architektur
„Linz reime sich auf nichts als Provinz“, spottet ein Spruch. Längst freilich trifft solch frivole Anspielung eher ihre Anwender: Die in Oberösterreich über beide Donauufer grätschende Schöne nämlich hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten Fit- und Wellnesskuren sondergleichen absolviert. Sich den Staub der grauen Industriestadt aus der Mähne geschüttelt, Kunst und Kultur zu gleichberechtigten Agenten neben der einst prädominanten Schwerindustrie erhoben, eine architektonische und städtebauliche Frischzellentherapie angetreten, und endlich das ihr scheinbar unlösbar anhaftende Schandmal getilgt, auserwählter Alterssitz und (Raub)-Kunstgral Adolf Hitlers (gewesen) zu sein.
Diese stets wiederholte Invektive wurde neutralisiert, indem man noch vor dem Schaulaufen der Europäischen Kulturhauptstadt 2009 die Ausstellung „Kulturhauptstadt des Führers“ ausrichtete; darin so historisch objektiv wie kritisch des Gröfaz‘ Visionen und Planungen für seine „Patenstadt im Gau Oberdonau“ darstellt, be- und ausleuchtet, und somit Ewiggestrigen sowie endlos Nachkartenden die Pfeile aus dem Köcher nimmt.“
Entspannt präsentiert sich nun die Stadt im Aufbruch und zeigt, was sie in den letzten Jahren zu ihrer Erneuerung erdacht und realisiert hat. Werner Jacob, aus dessen Text wir eingangs zitierten, war für uns vor Ort, hat sich Stadt und Straßenzüge angesehen und ist zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen gekommen. Seinen ausführlichen Text können Sie in DBZ.de nachlesen. Dass Sie dabei – wie der Redakteur – aufgeklärt werden darüber, dass Hope of Glory nichts mit der inoffiziellen Nationalhymne der Briten gemeinsam hat, sondern der Name eines jungen wie durchaus aufstrebenden Architekturbüros aus Graz ist, ist ein schöner Nebeneffekt einer kurzweiligen Lektüre. Linz? Das ist eben mehr als nur Torte oder Provinz, aber eben auch. Be. K.