Little Helpers International Summer School am KIT, Karlsruhe
Die erste KIT International Summer School „Little Helpers“ fand unter der Leitung der Architekturbüros MAIO aus Barcelona, KOSMOS aus Moskau und HHF aus Basel sowie Gastdozenten und Mitarbeitern des Fachgebiets Bauplanung und Entwerfen am KIT statt. In 9 Tagen im August 2019 entwickelten und bauten internationale Studierende eine Tribünenskulptur auf dem KIT Campus Süd durch Wiederverwendung und der Ernte lokaler Baumaterialien. Die Intervention hatte die Größe eines kleinen Hauses und ermöglichte mehrere Begegnungen zwischen Student-Innen und Mitgliedern der Universitätsgemeinschaft. Darüber hinaus löste es Diskussionen über die öffentlichen Räume des Campus und deren Vorschriften aus. Die zunehmende kommerzielle Privatisierung der Freiflächen des öffentlichen Raums (öffentliche Plätze, Straßen, Parks, Gärten…) sowie die übermäßige Programmierung des städtischen Raums und der Freizeitaktivitäten haben nur sehr wenig Platz für alltägliche Begegnungen gelassen. Die heutigen Außenbereiche des KIT Campus werden hauptsächlich von vielen Autos dominiert, die unter Bäumen geparkt sind, und die meisten Gebäude sind weder für die Studierendengemeinschaft noch für eine breitere Öffentlichkeit gedacht. Das Alte Stadion ist eines dieser Gebäude, von denen heute nur noch das Tribünengebäude erhalten ist. Trotz ihrer herausragenden architektonischen Qualität werden die Tribünenstände derzeit aufgrund eines unsicheren Zustands des strukturellen Daches nicht ausreichend genutzt und eingezäunt. Kleine Helfer werden hier als Erkundungsinstrumente verstanden, als architektonische Eingriffe, die andere Möglichkeiten des Zusammenseins und der Etablierung des Gemeinsamen ermöglichen. Die Intervention wurde zu einer kleinen Nachbildung des bestehenden Tribünengebäudes des Alten Stadions. Ein Hybridgerät aus Holzständern, einer Außenküche und einer Leinwand für Kinoprojektionen. Es wurde mit Blick auf die bestehende Tribüne zusammengestellt, um Diskussionen über ihre aktuelle Situation und ihr räumliches Potenzial auszulösen und es wurde für ein Konzert genutzt, das vom Studentenverband AKK organisiert wurde.
Im Zusammenhang mit einer zunehmenden Reduzierung der natürlichen Ressourcen und der durch die Bauindustrie verursachten Anhäufung von Abfallstoffen förderte der Workshop eine Kultur der Wiederverwendung und Aufbereitung vorhandener Baumaterialien und Bauteile. Lineare Prozesse des Materialverbrauchs wurden zugunsten kreisförmiger Materialeinsparungen angefochten: wiederverwendete Materialien im Gegensatz zur Verwendung neuer Materialien.
Ein 2 km langes, leerstehendes Grundstück neben dem Hauptbahnhof Karlsruhe, das einst als temporärer Kleingarten mit Gewächshäusern für den Anbau von Gemüse und Lebensmitteln durch die Bürger diente, wurde zum Testgelände für Studierende, um die Gewinnung von wiederverwendbarem Material zu analysieren und zu optimieren. Eine erste Kartierungs-übung ermöglichte es ihnen, zu kategorisieren und zu erkennen, welche Bauteile sorgfältig zerlegt, transportiert und gelagert werden konnten, bevor die Bauteile im endgültigen Objekt implementiert werden konnten. Diese Dekonstruktionspraxis brachte ein Verständnis der verschiedenen Bauelemente, ihrer Qualitäten und ihrer neuen Potenziale mit sich, aber auch ein Verständnis der Techniken, mit denen sie an Ort und Stelle repariert wurden. In diesem Sinne erforderte es den Einsatz von selbst hergestellten Werkzeugen sowie die Entwicklung neuer Techniken und erfinderischer Lösungen für die Dekonstruktion und den Transport: ein Lernprozess, der eigeninitiativ und mit eigenem Engagement vorangeht. Die Summer School ermöglichte die Zusammenarbeit und Kommunikation der SchülerInnen mit Workshopleiter-Innenn und GastdozentInnen, um ein erfolgreiches Ergebnis zu erzielen. Alternative pädagogische Denk- und Architekturmethoden wurden getestet und dokumentiert – von der Demontage und Montage von Ressourcen über logistische Vorgehensweisen bis hin zum gemeinsamen Kochen und Essen. Eine neue Ausgabe der Summer School findet im kommenden August 2020 in Karlsruhe statt.
BauKoordination
Prof. Simon Hartmann
Josep Garriga
Workshop leaders
MAIO Architects, Barcelona
KOSMOS, Moscow
HHF, Basel