Lowtech-Sanierung mit Fassadenpuffer
Die Stephanuskirche in Köln-Riehl mit ihren auffälligen Dreiecksformen und dem spitz zulaufenden Dach war in den 1960er-Jahren von den ArchitektInnen Winter-Bracher gebaut worden. Das damals von Lothar Quinte geschaffene Glaskunstwerk an den Südfassaden taucht den Innenraum in ein faszinierendes, fast mystisches Licht. Im Zuge von notwendigen Sanierungsmaßnahmen wurde der kleine Sakralbau jetzt durch ein modernes Gemeindezentrum ergänzt. Zeller Kölmel Architekten aus Köln näherten sich dieser Aufgabe mit einer eigenständigen Architektursprache und schufen mit ihrem Entwurf ein zeitgemäßes Ensemble für das aktive Gemeindeleben. Gemeinsamkeiten, wie der Betonsockel und die ähnliche Oberflächentextur von Besenstrichputz und Glasstruktur, verbinden die beiden Baukörper, die die BesucherInnen mit einer einladenden Geste empfangen.
Das alte Kirchendach musste abgetragen werden, bis nur noch das Gerippe des ursprünglichen Stahltragwerks übrigblieb. Darauf aufgesetzt wurde ein gut gedämmtes Holzdach, das eine perfekt detaillierte Dacheindeckung aus Aluminium-Paneelen erhielt. Die breiten Kantenprofile bilden den oberen Abschluss für die zweite Fassadenhaut, mit der die ArchitektInnen und FachplanerInnen das Problem des sommerlichen Wärmeschutzes lösten. Über Gebäudesimulationen entwickelten sie ein Lowtech-System mit einem thermischen Fassadenpuffer, in dem die sommerliche Wärme im Zwischenraum zwischen alter Kunstverglasung und neuer 3-fach-Verglasung gesammelt und durch natürliche Konvektion abgeführt werden kann, bevor sich der Innenraum erhitzt. Dafür wurden im oberen und unteren Bereich der Fassaden Öffnungsflügel in die speziell für dieses Projekt entwickelte Holz-Pfosten-Riegel-Fassade eingeplant. Auf diese Weise konnte auf eine mechanische Kühlung und Lüftung ebenso verzichtet werden wie auf einen außenliegenden Sonnenschutz, der dem Glaskunstwerk die spektakuläre Wirkung genommen hätte.
Dem Projekt wurde vom Kölner Architekturpreis 2021 eine Anerkennung zugesprochen. Die Jury lobt den architektonischen Lösungsansatz für das technische Problem und bewertet positiv, dass es den ArchitektInnen gelungen sei, „mit Respekt vor dem Bestand, großem handwerklichen Geschick und einer eigenständigen architektonischen Haltung positiv auf die Entwicklung dieses besonderen Ortes einzuwirken.“ Inga Schaefer, Bielefeld