Markenprodukt
Exakt vor zwei Jahren schrieb ich: „Jetzt warten wir auf Band fünf, der demnächst kommen könnte, denn die hier dokumentierte Elbphilharmonie ist seit einem Jahr fertiggestellt.“ Und nicht nur ich wartete, offensichtlich auch alle anderen, glaubt man dem Verlag, der zum Erscheinen von Band 5 schreibt: „Der lang erwartete fünfte Band des Gesamtwerks von Herzog & de Meuron stellt die sechzig Projekte der Jahre 2002 bis 2004 mit der charakteristischen Sorgfalt vor.“ Sind es wirklich 60 Projekte in nur 3 Jahren? Es sind vielleicht auch mehr, schaut man ins Werkverzeichnis, in dem Band 6, der vor zwei Jahren schon erschien (s. o.), mit den Jahreszahlen versehen wurde, die auch für diesen Band relevant sind. Chaos? Oder versteht der Rezensent die Publikationsabsicht nicht, die auch bei „wissenschaftlichen Werkausgaben“ (Verlag) üblich sei, bei der die Erscheinungsweise dem Zugriff auf die Quellenlage zu folgen habe und sonst gar niemandem.
Drinnen sind die vielleicht wichtigsten Arbeiten (nicht gleich die besten) des Büros: das Olympia-stadion in Peking, die Elbphilharmonie, die Tate Modern Erweiterung in London. Schön immer noch die Pläne und die Vielzahl von Fotografien, die das Machen zeigen, das Miteinander beim Planen und Bauen. Interessant wie immer die Gespräche und andere Texte der Architekten, der Fototeil „Bilder“ am Ende mit den Fotos, die wir alle (?) schon kennen, die wir längst gesehen haben vor zehn oder fünfzehn Jahren.
Muss man den Band kaufen? Der Verlag versammelt längst einzelne Ausgaben in Schuberausgaben. Diese Sonderausgaben kosten dann einen Bruchteil, sind allerdings deutlich weniger hochwertig verarbeitet. Der Einband hat nicht diese Farbigkeit, diese robuste Leinwand, das schöne Papier. Der Inhalt ist derselbe … Die Frage, wann die Werkausgabe zu einem Ende kommt, hatte ich schon in der letzten Rezension zu Band 6 gestellt. Mit Blick auf die Jahre und die Arbeiten, die schon fertig und nur noch zu publizieren sind und die, in denen noch geplant und gebaut werden, scheint ein Ende noch nicht in Sicht. Hoffen wir, dass das Niveau der Publikation erhalten bleibt, dann wird man vielleicht immer wieder einmal alle Jahre in den sehr teuren, sauersüßen Apfel beissen müssen. Marken haben einfach ihren Preis! Be. K..