Medialisieren mit Otto Wagner
Wir alle kennen Otto Wagner (1841 – 1918). Also jedenfalls die bekannteren Teile seines Werks, das sich schwerpunktmäßig in Wien befindet. Natürlich war Wagner eine Architektengröße, um die man als sein Zeitgenosse kaum herum kam. Die Zahl und Namen seiner Schüler ist groß und die meisten sind sehr bekannt: Josef Hoffmann, R.M. Schindler, Joseph Maria Olbrich, Jože Plečnik oder Max Fabiani. Dass seiner Bekanntheit die gezielte Medialisierung seiner Arbeiten zuträglich war, wäre das eine; dass er selbst hier die Fäden in der Hand hatte und vieles dafür tat, um sich und sein Werk in Szene zu setzen und für die Nachwelt in Erinnerung zu halten, das andere. Andreas Nierhaus nun geht in seiner Arbeit genau dieser Anstrengung des großen Wiener Modernen nach und belegt anhand der Analyse zahlreicher Bildergenesen den ausgeprägten Instinkt des Architekten für die Wirkmächtigkeit des fotografischen Bildes. Ausgehend von erst jüngst entdeckten, auch privaten Fotografien aus Otto Wagners Besitz kann der Autor anschaulich nachvollziehbar machen, wie Wagner in seinem Blick auf die (gebauten) Dinge die Sicht des 20. Jahrhunderts vorwegnahm oder zumindest vorausahnte. Dass Architekten von Le Corbusier bis hin zu Olgiati ihr Werk mittels kalkulierter Bilderstrategien ebenfalls in einer von ihnen selbst kontrollierten Weise medialisierten, verweist auf das Kontinuum jedweder Geschichtlichkeit, deren Brüche nur Übergänge sind. Be. K.