Museum des 20. Jahrhunderts. Ein Ideenwettbewerb auch für Sie?

Jetzt geht’s los. Berlin bekommt ein neues Museum. Oder sagen wir: noch eins. Neben der Erweiterung des Bauhaus Archivs ist aktuell und nur wenige hundert Meter Luftlinie entfernt demnächst die Erweiterung/Ergänzung der Neuen Nationalgalerie dran. Aber nicht allein die Erweiterung des Museumsklassikers, dessen Fertigstellung Ende der sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts sein Architekt, Mies van der Rohe, so gerade eben nicht mehr erleben konnte, nicht allein eine Erweiterung ist hier das Thema, auch die Aufwertung des Kulturforums insgesamt.

Doch halt, wer glaubte, die Wettbewerbsauslobung für den Neubau eines „Museum des 20. Jahrhunderts und seine städtebauliche Einbindung“ sei der definitive Startschuss an alle, der hat – wie der Autor – zu schnell gelesen: Die Auslobung, für alle offen, ist als Ideenwettbewerb formuliert. Aus diesem wer­den 10 bis 20 Entwürfe von Architekten und Landschaftsplanern (gerne auch mit Städteplanern, wegen des hohen städtebaulichen Gewichts) ausgewählt, die wiederum im anschließenden nichtoffenen Realisierungswettbewerb mit etwa 40-50 weiteren Büro konkurrieren sollen. Hiervon werden 8-12 Arbeitsgemeinschaften vom Auslober gesetzt, die übrigen werden über einen EU-weiten Teilnahmewettbewerb (gemäß RPW und VOF) ausgewählt. Die Ergebnisse des aktuell angeschobenen Ideenwettbewerbs sollen dazu dienen, weitere städtebauliche und freiraumplanerische Parameter festzulegen, die dann Grundlage für den Realisierungswettbewerb sein werden.

Offen ist noch, ob das Ergebnis des Realisierungswettbewerbs als ein VOB/A-Vergabeverfahren als Eigenbau oder ÖPP-Verfahren abgewickelt wird. Das soll eine Wirtschaftlichkeitsuntersuchung nach § 7 BHO (Bundeshaushaltsordnung) entscheiden. Der Deutsche Bundestag hatte im November vergangenen Jahres 200 Mio. € für dieses Projekt bereitgestellt (Investitionskosten einschließlich Erstausstattung) und gleichzeitig mit einer qualifizierten Sperre belegt. Dass die weitere Umsetzung des Projekts „unter dem Vorbehalt der Freigabe dieser Mittel durch den Deutschen Bundestag“ steht mag irritieren, dient jedoch dazu, dem Parlament die Möglichkeit zu geben, seine Entscheidung – nach jahrelangem Projektstatus – zu revidieren. Be. K. (Auslobungsunterlagen im Netz, Abgabe bis zum 8. Dezember 2015)

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