„New York by Gehry“
www.newyorkbygehry.com, www.foga.com

Er musste zweiundachtzig werden, der Meister aus dem Sonnenland Kalifornien Frank Gehry, bevor er einen wirklichen Hochhaus­turm in sein Werkverzeichnis eintragen konnte. Mitten in Manhattan steht der 265 m hohe Turm, Westhemisphären-Weltrekord für eine Hochhaus­architektur, die ausschließlich dem Wohnen gewidmet ist. Auf 76 Stockwerken sind 903 Wohnungen untergebracht.

Ganz in der Nähe wächst das One World Trade Center in die Höhe, sein Schatten wird den Glanz des silbrig glänzenden, in der Ober­fläche stark bewegten „New York by Gehry“ stundenweise stumpf machen. Mit Blick auf die umgebenden Banalitäten in Sachen Skyscraper im konservativen Manhattan wirkt der Gehry-Turm, der mit dem Architektennamen vermarktet wird, geradezu exotisch, auch wenn die aus individuell gefertigten Einzelteilen bestehende Stahl-Fassade im Inneren kaum Auswirkungen auf die Grundriss­gestaltung hat. Immerhin aber schaffte die Fassaden­faltung für jedes Appartement einen Erker, über welchen man einen 180-Grad- Blick auf New York hat (demnächst, wie schon geschrieben, in Richtung Hudson River vom neuen World Trade Bau verstellt).

Mehr als 10 500 Einzelteile bilden die fließende Fassade, doch was so organisch natür­lich wirkt, hat kein Ökolabel; ungewöhnlich für ein Immobilienprojekt dieser Größenordnung an einem solchen Platz. Ungewöhnlich auch der Klinkersockel mit Schule und Klinik-etage, beides Kompromisse und Teil eines privat-öffentlichen Finanzierungskonstruktes. Ungewöhnlich auch, dass in einem solchen Luxusbau die 903 Wohnungen vermietet und nicht verkauft werden. Was andeutet, dass die Krise 2010 noch nicht überstanden ist (Einzimmerwohnung ab 2690 Dollar, die Preise steigen im Etagenrhythmus). 875 Mio. US-Dollar sind angeblich verbaut worden. Be. K.

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