Perfekt inszeniert

Muss Architektur brennen? Eher nicht. Doch aus Sicht von Stadtindianern, als welche sich die Gründerväter der Architekten-Coop Himmelblau vor rund 40 Jahren selbst sahen, aus deren Sicht musste Architektur mehr sein als umbauter Raum. Politik? Aufstand? Meinetwegen, doch was in Berlin oder Paris Straßenkampf war, wurde in Wien sublimiert in feinste Aktionskunst; Pneumatik, interaktive Gebilde, Gedichte, Gebrauchslyriken, Manifeste. In diesem Kontext schuf die aus den Architekten Wolf D. Prix, Helmut Swiczinsky und Michael Holzer bestehende Gruppe erste Eingriffe in den urbanen Kontext, entgegen sämtlicher (bürgerlicher) Übereinkünfte von dem, was Stadt, was Gebautes zu sein habe. Revolution?

Mit der ersten Realisierung, mit der Realisierung des legendären Dachausbau Falkestraße, Wien (1988), der manchem Architekten ein Erweckungsruf war, beendeten die Wiener ihre brennenden Jahre, sie begannen zu bauen. Was sie bauten und heute noch entwerfen, zeigt die hier vorliegende gewaltig große Monografie, die, wie ihre Vorgänger aus dieser Porträtreihe (Ausnahme vielleicht Calatrava) zu sehr auf den Fluss der Bilder auf Hochglanzseiten setzt. Brennen tut hier nichts, die perfekte Fotografie (im Kontrast zum groben Korn der sw-Bilder zu Anfang) entlarvt den „Ausnahmezustand, der seit 40 Jahren andauert“ (Mönninger) als ein perfekt inszeniertes Ausnahmewerk. Mit einem kompletten Werkverzeichnis, immerhin. Be. K.


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