Reflex auf Lernarchitektur

„Ein Moloch“ möchte man gleich schreiben, die Inkarnation der „aircraft carrier city in landscape“ Hans Holleins. Es überrascht nicht, dass auch ein Eckhard Schulze-Fielitz im Realisierungswettbewerb zum Uni-Campus der RUB Ruhr-Universität-Bochum Anfang der 1960er-Jahre auftaucht.

Heute studieren in dem jüngst denkmalgeschützten Entwurf von Hentrich + Petschnigg mehr als 40 000 StudentInnen, gut das Dreifache dessen, was ursprünglich geplant war. Anlässlich des 50jährigen Bestehens (2015) beschreibt und analysiert die hier vorliegende Publikation in sehr detaillierter Weise Vor-, Entwurfs- und Baugeschichte. Schwerpunkte liegen hier auf der räumlichen
Ensemblekonzeption vor dem Hintergrund des internationalen Bauens damals. Es werden zudem Material, die Kunst am Bau, die Außengeländegestaltung und Feldfabrikation ebenso vorgestellt, wie einzelne Gebäude. Interviews mit Zeitzeugen und Historikern machen das Thema lebendig und trotz aller Komplexität anschaulicher.

Auffallender Mangel der Publikation ist die Foto-grafie. Hier überrascht die unterdurchschnittliche Qualität der aktuellen Aufnahmen, die dem fotogenen Projekt nicht gerecht werden. Es ärgert, dass Quellen und Sekundärliteratur in den Anmerkungen versteckt sind und dass im offensichtlich schmalen Personenregister der oben genannte Schulze-Fielitz beispielsweise nicht auftaucht. Dennoch ist der umfangreiche Band mehr als eine Bestandsaufnahme der RUB, er verweist über die Einordnung der architektonischen wie auch konzeptionellen Aspekte des Campus in den internationalen Kontext deutlich auf den Anspruch, allgemeingültig über die Architektur der Lehre und des Lernens zu reflektieren. Be. K.

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