Steht Kopf: der Affirmation Tower, NYC
Vieles erscheint unwahrscheinlich, manches gar suspekt. Mit dem Unwahrscheinlichen allerdings wird ganz offensiv gearbeitet, das Design des „Affirmation Tower“ von Adjaye Associates, das Ende Oktober in den Medienfokus geriet, spielt mit der Frage, ob das überhaupt möglich ist, ein knapp 500 m hohes Gebäude auf den Kopf zu stellen. Geht das überhaupt? Zumindest widerspricht seine Ausrichtung der Zoning Resolution mit der hier implementierten Volumenformung durch Setbacks, also der kontinuierlichen Verschlankung der Türme. Experimente im Hochhausbau in Manhattan hatte es in den letzten Jahren insbesondere in der extremen Verhältnisänderung von Grundfläche zu Höhe gegeben, die „Slender“-Wolkenkratzer wie der Luxusturm „432 Park Avenue“ von Rafael Viñoly waren zuletzt durch verklemmte Aufzüge, Unwohlsein durch Dauerschwanken und knirschende Bauteile negativ aufgefallen. Nun das Ganze noch einmal gesteigert, aber anders?
Der Wolkenkratzer, dessen Name vielleicht mit „doch, es geht!“ frei übersetzt werden könnte, soll auf einem 1,2 ha großen, bisher unbebauten Grundstück in der 418 West 11th Street, Manhattan, realisiert werden, rund 2 km Luftline südlich des beinahe fertiggestellten Entwicklungsgebiets „Hudson Yard“ direkt an der Uferkante zum Hudson. Dass wir auf der Visualisierung den baulichen Kontext des Hudson Yards sehen (insbesondere die „Vessel“ vom Studio Heatherwick) lässt das Projekt über alles Statische hinaus zusätzlich suspekt werden.
Adjaye Associates entwarf den Wolkenkratzer mit fünf jeweils die Grundrisse vergrößernden Sprüngen nach außen, er soll Büroflächen bieten, Hotelzimmer, eine Eislaufbahn und eine öffentlich zugängliche, natürlich begrünte Aussichtsplattform. Entwickelt wird das Projekt von dem New Yorker Unternehmen. Sollte der Turm gebaut werden, wäre er nach dem One World Trade Center das zweithöchste Gebäude in Manhattan. Und er wäre der erste Wolkenkratzer, der von einem Team schwarzer ArchitektInnen, EntwicklerInnen, KreditgeberInnen und BauherrInnen in der Geschichte von New York City gebaut wurde. Dass es da Pläne gibt, den Hauptsitz der National Association for the Advancement of Colored People (NAACP), eine der ältesten und einflussreichsten schwarzen Bürgerrechtsbewegungen der USA, innerhalb des Gebäudes unterzubringen, erscheint selbstverständlich. Wahrscheinlich wird der Turm demnächst wieder auf die Beine gestellt … oder? Was meinen die IngenieurInnen? Be. K.