Tischtennis im Park
Der diesjährige Serpentine Pavillon kommt aus Frankreich

Die Galerie feiert in diesem Jahr ihren 40sten Geburtstag, nicht schlecht, wenn man das Kommen und Gehen auch durchaus renommierter Häuser dabei im Blick hat. Das kann am Programm liegen, am Standort (London) ganz sicher. Doch so richtig ins Gerede – und damit wohl auch auf ein festeres Ufer – brachte die Galerie die wunderbare Idee, in ihrem Garten von einem (welt)bekannten Architekten einen Sommer-, einen Festivalpavillon entwerfen zu lassen. Und weil ein solcher Pavillonbau in diesem Jahr mittlerweile der zehnte in dieser Reihe ist, darf sich der Franzose Jean Nouvel und sein Team hier ganz besonders geehrt fühlen.

Nouvel erwies der quirligen Stadt an der Themse seine Referenz mit einem allerdings längst überholten Farbanklang: Das Rot des vielgestaltigen Pavillons soll, so der Architekt, an das Rot der Busse, der Telefonzellen und Briefkästen erinnern. Die gibt es in London aber kaum noch, geopfert dem so genannten Fortschritt, also der Email, dem Mobilphone und der zunehmenden Motorisierung in einer chronisch automobilverstopften City.

Was gestern war kann aber immer noch im Bewusstsein verankert sein, auch der Anklang eine Tischtennisplatte im Garten ist gewollt, jedenfalls kursiert dieses Bild, von den Franzosen lanciert, durch sämtliche Berichte – haben Sie selbst keine Schöler mehr im Garten stehen: im Pavillon warten einige auf Ihr gekonntes Spiel. Wie auch immer, des Architekten erste Arbeit auf der Insel – für alle Architekten aus der Serpentine-Reihe ist der Pavillon der erste Bau auf britischem Boden gewesen – vereinbart beste Leichtbautraditionen mit klassischer Grundrissdisposition.

Fahrbare Stoffmarkisendächer und -wände an und vor massiven Stahlkonstruktionen, eine 12 m hohe Klimawand (und wegweisen­des Ausrufungszeichen), Glas- und Polycarbonatelemente sowie eine an die späten Sechziger Jahre erinnernde Einrichtung (im Café) schaffen einen Zweckbau, der hervorragend mit dem Hauptgebäude in seinem Backsteinkleid gegen­über korrespondiert; und sich den schwan­ken­den Witterungsbedingungen spielend anpassen kann.

Was nicht jeder Vorgänger leisten konnte, das Londoner Klima ist im Sommer heißer als von vielen vermutet, die Herbsttage lausiger, als von uns wirklich gerne ausgehalten werden. Rund 250 000 Besucher muss die temporäre Architektur zwischen seiner Eröffnung am 10. Juli und der Schließung im Oktober 2010 verkraften, Lesungen, Theater, Musik und Talks jeden Freitag in den „Park Nights Projects“ … das letzte „Project“ ist der beinahe schon legendäre Vortragsmarathon, kuratiert von Hans Ulrich Obrist.

Die Vorgängerarchitektenkollegen des Pavillons waren: Zaha Hadid, Daniel Libeskind, Toyo Ito, Oscar Niemeyer, MVRDV (nicht realisiert), Alvaro Siza and Eduardo Souto de Moura, Rem Koolhaas, Olafur Eliasson mit Kjetil Thorsen, Frank Gehry und SANAA im letzten Jahr. In 2011 wäre doch ein deutsches Büro dran … Be. K.


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